Wirtschaftswoche online vom 19.09.2014
Sparen für Spießer
Hier finden Sie die besten Auszahlpläne
Auszahlpläne gelten als fast so spießig wie Sparbücher. Wer Produkte mit akzeptablen Zinsen findet, darf sich aber über eine sichere Geldanlage freuen. Wo es die besten Konditionen gibt. 1p1p1
Kaum etwas ist in der Euro-Zone derzeit so unwahrscheinlich wie steigende Zinsen. Erst vor zwei Wochen hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,05 Prozent gedrückt – ein Ende der Niedrigzinsphase ist nicht abzusehen.
Entsprechend gedrückt ist die Stimmung bei Tages- oder Festgeldanlegern. Aus diesen klassischen und als sicher geltenden Anlageformen ist kaum noch etwas herauszuquetschen. Viele Banken zahlen schon jetzt gar keine Zinsen mehr aufs Tagesgeld. Eigentlich gelten Aktien daher derzeit als einzig wahre Anlagealternative. Zwar ergeben breit gestreute Aktienfonds unter Renditeaspekten in einem Depot Sinn. Dennoch gibt es gerade in Deutschland immer noch viele Sparer, die Aktien misstrauen. Spätestens seit dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende hat die Aktie viele Gegner.
Wer die Papiere scheut, muss sich also nach Spar-Alternativen umsehen – wenn er nicht das Minusgeschäft aus dem Tagesgeldbereich hinnehmen will. Und das ist die Gelegenheit zur Renaissance von Sparprodukten, die einst als Spießer galten, mittlerweile aber zumindest akzeptable Renditen bei vergleichsweise hoher Sicherheit bieten. Zum Beispiel Auszahlpläne.
Die klassische Variante sieht vor, dass Anleger einen größeren Betrag einzahlt, beispielsweise 10.000 Euro. Darauf zahlt die Bank Zinsen. Gleichzeitig wird das Geld für einen selbst gewählten Zeitraum in monatlichen Raten ausgezahlt, etwa fünf oder zehn Jahre lang.
Zusätzlich gibt es auch Varianten ohne diesen sogenannten Kapitalverzehr. Dann werden nur die Zinsen ausgezahlt, das Kapital bleibt erhalten.
Die erste Variante eignet sich gut für ein sicheres monatliches Zubrot zur Altersvorsorge. Eine Lebensversicherung, die gerade ausgezahlt wurde, kann anschließend in einen solchen Plan reinvestiert werden. Die Variante mit Kapitalerhalt bietet sich dagegen an, wenn eine bestimmte Summe vererbt werden soll.
Auch Großeltern können mit Auszahlplänen gut für die Enkel vorsorgen. So lassen sich monatliche Einnahmen während des Studiums erzielen oder eine einmalige Unterstützung zum Auslandsjahr in der Schule.
Wer hat die besten Konditionen?
Allerdings verhält es sich bei Auszahlplänen ähnlich wie bei anderen Sparplänen: Nur selten ist es die eigene Hausbank, welche die besten Konditionen liefert. Wichtig bei der Planauswahl ist also, sich vorher ausreichend über die verschiedenen Angebote zu informieren. WirtschaftsWoche Online hat gemeinsam mit der FMH Finanzberatung die Angebote mit den derzeit höchsten Zinsen herausgefiltert.
Bei klassischen Auszahlplänen mit Kapitalverzehr bietet derzeit die Wuppertaler GEFA Bank sowohl bei fünfjähriger als auch bei zehnjähriger Laufzeit die besten Konditionen. Bei der Bank, welche zur Gruppe der französischen Großbank Societe Generale gehört, müssen Sparer mindestens 10.000 Euro einzahlen. Dann bekommen sie bei einer Laufzeit von fünf Jahren immerhin einen Zins von 1,85 Prozent. Wer insgesamt 50.000 Euro eingezahlt hat, bekommt monatliche Raten in Höhe von rund 870 Euro.
Auf dem zweiten Platz landet bei beiden Laufzeiten die VTB Direktbank, die Online-Tochter der österreichischen VTB Bank. Diese zahlt bei zehnjähriger Laufzeit genau wie die GEFA einen Zins von 2,3 Prozent, allerdings ist die Mindestsparsumme mit 5000 deutlich geringer als bei der GEFA.
Wer auf Auszahlpläne mit Kapitalerhalt setzt, ist bei der einstigen Krisenbank IKB am besten aufgehoben. Grundsätzlich sind die Zinsen bei der erhaltenden Variante aber bescheiden. Die Düsseldorfer zahlen bei fünfjähriger Laufzeit 1,2 Prozent Zinsen, bei zehn Jahren sind es 1,7 Prozent. Dafür verlangen sie immerhin auch nur 5000 Euro Mindestanlage.
Welche Vor- und Nachteile es gibt
Traditionell gute Angebote bei derart klassischen bieten regionale Anbieter. Hier müssen Sparer zunächst prüfen, ob die guten Konditionen auch für überregionale Kunden gelten. Bei fünfjähriger Laufzeit und Kapitalerhalt bietet zwar die PSD Bank Berlin-Brandenburg mit 1,2 Prozent ebenfalls einen hohen Zins. Allerdings fordert sie auch mit 15.000 Euro eine vergleichsweise hohe Mindestanlage. Bei zehnjähriger Laufzeit bietet auch die Sparda-Bank Hessen ein gutes Angebot.
Grundsätzlich sprechen vor allem die einfachen Strukturen und niedrige Gebühren für Auszahlpläne. Hier liegt ihr Vorteil gegenüber den geläufigeren Fondsmodellen. Im Vergleich mit klassischen Rentenversicherungen haben Auszahlpläne sowohl Vor- als auch Nachteile.
“Der Haken an einer Rentenversicherung ist, dass das eingezahlte Geld weg ist, wenn man früh stirbt”, sagt Max Herbst, Inhaber der Frankfurter FMH Finanzberatung. Das gelte insbesondere, wenn die gewährte Garantiezeit für die Rentenzahlung schon überschritten ist. Gleichzeitig sorgt die Rentenversicherung für lebenslange Zahlungen.
Fluch und Segen
Der Auszahlplan dagegen läuft nur so lange, wie er vereinbart ist. Denn dann ist das Geld aufgebraucht. Wer also besonders lange lebt, muss bei einem solchen Plan am Ende womöglich ohne die monatlichen Raten auskommen.
Die vergleichsweise lange Laufzeit der Auszahlpläne ist Fluch und Segen zugleich. Denn: “Wer weiterhin sein Geld ausschließlich sicher anlegen will, kann höhere Zinsen nur dann bekommen, wenn er sein Geld fest für viele Jahre anlegt”, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ohne längere Laufzeit kein akzeptabler Zins.
“In einer Niedrigzinsphase sollte man eigentlich sein Geld möglichst kurzfristig und flexibel anlegen”, mahnt auch Finanzexperte Herbst. Schließlich will jeder die zukünftige Zinswende mitnehmen – irgendwann müssen die Zinsen ja wieder steigen, darauf sollten Anleger flexibel reagieren können. Letztlich müssen Anleger daher abwägen zwischen ausreichend Flexibilität und einer Rendite, die nicht auf dem Nullniveau liegt.
Nicht zu lange
Von länger als zehn Jahre laufenden Auszahlplänen sollte man in einer Niedrigzinsphase wenn möglich Abstand halten. “Aktuelle sehe ich nur in Ausnahmefällen eine Zinsanlage von über zehn Jahren als gerechtfertigt an”, sagt Herbst. Zwar gebe es auch Auszahlpläne für 20 oder 30 Jahre, bei einer Verzinsung von unter drei Prozent und nach Abzug der Abgeltungssteuer wird in vielen Jahren die Inflationsrate höher sein als die Verzinsung nach Steuern. Auch bei variabler Verzinsung ist Skepsis angebracht. Ist die Laune der Banken schlecht, könnten sie die Verzinsung weiter drücken.
Außerdem kommt es natürlich auf den Betrag an, der investiert wird. Insbesondere wer attraktive Angebote bei ausländischen Banken ausnutzen will, sollte sich vorher informieren, wie sicher die Einlagen dort sind. Grundsätzlich richtet sich die Höhe der Einlagensicherung nach dem jeweiligen Institut.
In der EU gilt eine gesetzliche Einlagensicherung. Dabei sind pro Anleger alle Spareinlagen bis 100.000 Euro zu 100 Prozent geschützt. Darüber hinaus gibt es freiwillige Sicherungen einzelner Banken oder Verbände. Bei privaten Banken in Deutschland beispielsweise greift der Sicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken.
Insbesondere wer sein Geld in einen Auszahlplan bei einer ausländischen Bank investiert, sollte zuvor kontrollieren, in welcher Höhe Einlagen dort geschützt sind.
Littmann, Saskia