Der günstigste Weg zum eigenen Haus
Eine aktuelle Studie zeigt kaum Unterschiede beim Baugeld. Und: Wirklich teuer ist es derzeit bei keiner Bank. Wegen langer Laufzeiten lohnt es sich dennoch für Häuslebauer, einen Zinsvergleich zu
Ihr Weg zum Eigenheim
Ein Zinsvergleich kann sich derzeit lohnen – die Laufzeiten beim Baugeld sind derzeit verhältnismäßig lang.
Düsseldorf Während in den USA die Zinsen allmählich steigen, liegen sie in der Euro-Zone weiterhin auf Rekordtief. Für Häuslebauer und Hauskäufer heißt das: Die Finanzierung ist weiterhin so günstig wie nie zuvor. Im Schnitt geben die Deutschen für ein Eigenheim 242.000 Euro aus, zeigt eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts IW Consult. Dafür gibt es durchschnittlich 126 Quadratmeter Wohnfläche – im Osten mehr, in westdeutschen Großstädten weniger. Dank der Niedrigzinsen können angehende Eigenheimbesitzer ihr Haus günstig per Kredit finanzieren.
Die FMH-Finanzberatung hat für das Handelsblatt die Baugeldzinsen von mehr als hundert Banken, Genossenschaftsinstituten und Versicherern verglichen. Ergebnis: Wirklich teuer ist Baugeld derzeit bei keinem. Wegen der üblicherweise langen bis sehr langen Kreditlaufzeiten lohnt es sich allerdings auch auf niedrigem Niveau, nach besonders günstigen Angeboten Ausschau zu halten. „Es ist angebracht, Konditionen zu vergleichen“, betont FMH-Chef Max Herbst.
Herbst ist bei seinem Baugeld-Vergleich von einem Hauspreis von 300.000 Euro ausgegangen. Er geht von zwei Szenarien aus: Im ersten Beispiel hat er damit kalkuliert, dass 50 Prozent des neuen Hauses beliehen sind. Das Darlehen beträgt dann 150.000 Euro. Im zweiten rechnet er mit einer Beleihung von 80 Prozent, das entspricht 240.000 Euro Darlehenssumme. Die Musterkunden tilgen pro Jahr drei Prozent ihrer Schulden, das entspricht der gängigen Praxis. Zusätzlich preisen die getesteten Angebote die Möglichkeit einer Sondertilgung in Höhe von bis zu fünf Prozent jährlich ein.
Bei einer Zinsbindung von 15 Jahren bietet die Santander Bank unter den bundesweit tätigen Banken das günstigste Baugeld-Angebot. Bei 50 Prozent Beleihung zahlen Kunden einen Effektivzins von 1,68 Prozent, bei 80 Prozent Beleihung wird es mit 1,88 Prozent nur unwesentlich teurer.
Unter den getesteten regionalen Banken hat die Sparda-Bank Berlin mit 1,67 beziehungsweise 1,8 Prozent Effektivzins das günstigste Angebot. Auch der Versicherer Ergo konnte im FMH-Test punkten: Dort zahlen Kunden 1,88 beziehungsweise 1,98 Prozent.
Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten gar nicht so groß. An der Höhe der monatlichen Raten lässt sich aber erkennen, dass es sich sehr wohl lohnt, zu einem günstigen Baugeld-Anbieter zu gehen. So zahlen Kunden, die ihr neues Haus zu 50 Prozent beleihen, bei der Santander Bank monatlich 581,25 Euro. Bei der BBBank werden 622,50 Euro pro Monat fällig. Hochgerechnet auf 15 Jahre macht sich diese Differenz besonders bemerkbar. „Bei langen Kreditlaufzeiten kann man mit einer günstigen Bank viel Geld sparen“, sagt Herbst.
Bei den untersuchten Angeboten mit einer Zinsbindungsfrist von 20 Jahren hat die Postbank unter den bundesweit tätigen Instituten die Nase vorn. Darlehensnehmer zahlen dort 2,06 beziehungsweise 2,26 Prozent Effektivzins. Unter den Regionalbanken schnitt die PSD Bank Nürnberg am besten ab, mit 2,09 beziehungsweise 2,19 Prozent Effektivzins. Unter den getesteten Versicherern hat auch bei langer Zinsbindungsfrist die Ergo das beste Angebot: Darlehensnehmer zahlen dort 2,1 beziehungsweise 2,2 Prozent.
Eine längere Zinsbindung kostet mehr Geld – klar. Die Bank geht ein höheres Risiko ein. Die größten Preissprünge gibt es aber, wenn das neue Heim zu mehr als 80 Prozent beliehen wird. Dann verlangen Banken in der Regel deutlich höhere Zinsen als Sicherheit. Beispiel Santander Bank: Bei einer Zinsbindungsfrist von 15 Jahren steigt der Effektivzins bei 90 Prozent Beleihung auf 1,99 Prozent. Ist das 300.000 Euro teure neue Haus zu 100 Prozent kreditfinanziert, zahlen Darlehensnehmer sogar 2,5 Prozent Zinsen.
Was Bankkunden nicht tun sollten: Üppigere Zinsen in Kauf nehmen, um ein höheres Sondertilgungsrecht zu bekommen. „Fünf Prozent Sondertilgung sind in der Regel ausreichend“, sagt Herbst. In den ersten zehn Jahren nach dem Hauskauf haben die meisten Eigenheimbesitzer ohnehin nicht genügend Geld, um hohe Extraraten zu zahlen. Möbel wollen gekauft, ein Garten will angelegt werden. Nach Ablauf von zehn Jahren hat man bei Baudarlehen mit längerer Zinsbindungsfrist ein Sonderkündigungsrecht, man darf es dann nach einer Kündigungsfrist von sechs Monaten zurückzahlen oder umschulden.
Groth, Julia
Düsseldorf