Bestes Sparbuch 2013

Handelsblatt.com 2012-12-27 12:45:28
Hagen, Jens

Zinsen und Sparen

Das Siechtum des Sparbuchs

Das Sparbuch war einmal der Deutschen liebste Geldanlage.Jetzt wird es zum Auslaufmodell.Ein Vergleich zeigt: Die meisten Sparbücher taugen nichts, nur einige wenige bieten ordentliche Konditionen.

Das aktuelle Zinstief treibt Kleinsparern die Sorgenfalten auf die Stirn. Einige Lebensversicherer kürzen die Überschussbeteiligung auf knapp drei Prozent. Bausparer müssen sich in der Ansparphase mit Sätzen zwischen 0,25 und drei Prozent begnügen – und das bei ein Prozent Abschlussgebühr. Tages- und Festgelder rentieren im Schnitt nur noch mit einem Zins von einem Prozent.

Es geht aber noch tiefer. Sparbuchbesitzer erhalten aktuell so wenig wie niemals zuvor. Laut FMH-Finanzberatung fiel der Spareckzins, Basiszinssatz für Einlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist, erstmals für dieses Sparprodukt auf unter 0,4 Prozent.

Einzelne Kunden müssen sich mit weniger begnügen. Eine Analyse der FMH-Finanzberatung für Handelsblatt Online zeigt, dass mindestens sechs Institute, darunter die Deutsche Bank, ihren Kunden nur noch einen Zins von 0,15 Prozent offerieren. Die BB Bank und Volksbank Dreieich bieten sogar nur noch 0,1 Prozent. “Sparbücher haben heutzutage eher einen emotionalen Wert, etwa als Geschenk für Kinder”, sagt Oliver Mihm, Vorstand der Unternehmensberatung Investors Marketing. “Im Vergleich zu flexibleren, zinsstärkeren Produkten wie Tagesgeld haben sie aktuell aber kaum eine Chance.”

Die Banken erklären zwar, die Sätze auf dem Kapitalmarkt seien gefallen und viele Institute würden sich bereits zur Decke strecken. “Sätze von 0,25 Prozent oder weniger müssen aber nicht sein”, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. “Faire Institute gewähren zumindest Sätze knapp oberhalb des EZB-Leitzinses”, sagt Herbst. Der Referenzzins liegt derzeit bei 0,75 Prozent.

Immer mehr Kunden winken bei Sparbüchern ab. Die Summe der Spareinlagen sank laut Bundesbank im Vergleich zum Vorjahr um knapp elf Milliarden Euro auf 668 Milliarden Euro. Während sich die Sichteinlagen in den vergangenen zehn Jahren beinahe verdoppelten, stagnieren die Konten mit dreimonatiger Kündigungsfrist. “Sparbücher sind Dinosaurier unter den Bankprodukten. Es könnte der Tag kommen, an denen sie aussterben”, sagt Mihm.

Aber wie es bei den Urzeit-Echsen wahrscheinlich war, so ist es auch bei den Sparbüchern. Einige kleinere Dino-Arten überlebten – und entwickelten sich weiter. Einzelne Sparbücher bieten nicht nur sehr gute Zinsen, sondern interessante Konditionen. “Man sollte das Produkt nicht pauschal abschreiben, einzelne Anbieter haben sich einiges einfallen lassen”, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung.

Welche Sparbücher ansprechende Zinsen bieten

Auf Platz eins im Zinsvergleich für die überregionalen Banken steht etwa die Gefa Bank mit einem Zins von 1,75 Prozent ab dem ersten Euro. Die Mittelstandsbank ist seit 60 Jahren am Markt und hat das Geschäft mit Zinskonten für sich entdeckt. Neben der gesetzlichen Einlagensicherung in Deutschland sind Beträge bis zu 250.000 Euro über die Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken geschützt. Trotz allgemein sinkendem Zinsniveau hielt das Institut seine Sätze stabil. Wer Anfang des Jahres ein Sparbuch abschloss, erzielte übers Jahr hinweg eine Rendite von 1,91 Prozent. Als Verrechnungskonto gibt es ein Tagesgeldkonto.

Auf Platz zwei schaffte es das Online-Sparkonto der BMW Bank mit einem Zins von 1,60 Prozent. Übers Jahr erzielten Kunden eine Rendite von 2,09 Prozent, so viel wie mit keinem anderen Sparbuch. Auch die BMW Bank ist Mitglied bei der Einlagensicherung der Privatbanken. Als Geschenk für den Nachwuchs fällt das Konto allerdings aus, da das Institut nur volljährige Kunden akzeptiert.

Auch der Satz der PSD Bank Koblenz kann sich sehen lassen. Unter den regional agierenden Instituten belegt das Online-Sparbuch des ehemaligen Post-Spar-und Darlehnsvereins mit einem Zins von 1,80 Prozent den ersten Platz. Der Zins gilt nur für Neuanlagen bis 50.000 Euro. Sparer hoffen, dass die Bank ihre Zinsen nicht so bald wieder kürzt. Im Schnitt erzielten sie im vergangenen Jahr nur eine Rendite in Höhe von 0,74 Prozent. Die 1,8 Prozent gelten erst ab September.

Nicht nur wegen der Zinsen sind Sparbücher interessant. Die “SparCard direkt” der Postbank bietet reiselustigen Kunden neben einem Zins in Höhe von 1,20 Prozent bis zu zehn Gratisabhebungen weltweit an 1,9 Mio. Geldautomaten mit dem Visa-Plus Zeichen.

Die Hochzins-Sparbücher sind in der Regel reine Online-Konten. Kunden können ihre Ein- und Auszahlungen nicht in einer Filiale und oft nicht einmal telefonisch erledigen. Die Kontoauszüge gibt es per Post oder am Automat, nicht per Nachtrag im klassischen Sparbuch. Ein Papierbüchlein, wie es Nostalgiker es mögen, gibt es bei den hochverzinsten Angeboten nicht mehr.

Ein weiterer Nachteil bleibt auch bei den besten Produkten die mangelnde Flexibilität. Sparer können nur 2.000 Euro pro Monat ohne Kündigung abheben. Wer komplett kündigen möchte, muss eine Frist von drei Monaten einhalten. Wer diese Vorgaben nicht beachtet, muss einen Vorschusszins von 25 Prozent seines Guthabenzinses hinnehmen.

Besonders schmerzhaft sind solche Einschnitte im Zinstief aber nicht. Wer etwa bei einem Kontostand von 10.000 Euro vorzeitig 5.000 Euro abheben möchte, muss für 3.000 Euro einen Strafzins für 90 Tage zahlen. Bei einer Top-Verzinsung von 1,8 Prozent würden für die vorzeitige Abhebung insgesamt 3,38 Euro fällig.

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27. Dezember 2012