–– Niedrig- und Strafzinsen belasten nicht nur die Sparer. Auch Banken haben es schwer, die gewohnten Gewinne zu erwirtschaften. Deshalb haben sie sich eine neue Geldquelle erschlossen. Girokonten – und deren Inhaber.
Jeder braucht ein Girokonto. Und jede Bank hat mindestens eines im Angebot – wenn auch zu unterschiedlichen Konditionen: Die Bandbreite reicht von kostenlos bis gnadenlos überteuert: Denn obschon der Gesetzgeber den Kontowechsel deutlich erleichtert hat, halten die meisten Girokunden ihrer Bank die Treue – selbst dann, wenn sie dort als Goldesel missbraucht werden.
Das ist keineswegs die Ausnahme. Unsere jüngsten Recherchen zeigen, dass inzwischen etliche Banken das Girokonto zur Geldquelle ummünzen.
Kreditkarten als Cash Cow
Einfach mit dem guten Namen bezahlen? Das war einmal. Inzwischen müssen Kunden für eine normale Kreditkarte bis zu 42 Euro pro Jahr bezahlen. Manche Banken haben derartig profanes noch nicht einmal mehr im Angebot. Bei ihnen gibt es das Plastikgeld nur in der Gold-Variante – für stolze 75 Euro Jahresgebühr. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil es immer noch Anbieter gibt, die genau diese Karten umsonst anbieten. Zwar zahlen Kunden dort oft Kreditzinsen von 12 bis 20 Prozent, wenn sie die Monatsabrechnung nicht in einem Betrag bezahlen. Allerdings liegen die Dispozinsen vieler teuren Sparkassen und Volksbanken immer noch zwischen zehn und 13 Prozent in der Spitze – der Unterschied ist also nicht immer weltbewegend.
Geldverdienen mit Gebühren
Beliebt ist es derzeit auch, mit echten oder vermeintlichen Premium-Leistungen zu werben – und sich diese teuer vergüten zu lassen. Die Sparkasse Brühl etwa verlangt für ihr GiroPremium stolze 27 Euro pro Monat (324 Euro pro Jahr). Dieser Betrag deckt zwar tatsächlich alle Leistungen ab. Nur in den Dispo rutschen sollten die Premium-Kunden nicht. Das kosten nämlich stolze 9,59 Prozent Zinsen.
Attraktiver ist das Angebot der Sparkasse Hanau. Zwar fallen für das GrimmPlatinum Girokonto 25 Euro pro Monat (300 Euro jährlich) an. Dafür aber verbilligt sich der Dispozins von 10,9 auf 6,9 Prozent. Zudem erhalten Kunden eine Kreditkarte Platinum. Eine zweite Karte kostet aller-dings 250 Euro jährlich.
Interessant – aber nicht unbedingt empfehlenswert – ist auch das classic GIRO der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen. Die Kontoführungsgebühr ist mit 1,95 Euro zwar richtig günstig. Dafür aber verlangen die Franken für jede noch so kleine Leistung stattliche Gebühren: Die Online-Überweisung kostet zehn Cent, jeder Buchungsposten sowie beleglose Lastschriften 30 Cent und Überweisungen am SB-Terminal 25 Cent. Die Sparkassen-Card schlägt mit 20 Euro, eine Standard-Kreditkarte mit 30 Euro Jahresgebühr zu Buche. Der Dispozins liegt bei üppigen 10,93 Prozent.
Fragwürdige Methoden
Bemerkenswert ist überdies das Kundenmanagement bei einigen Volksbanken und PSD Banken. Ein Mitarbeiter der FMH fragte bei einer PSD Bank vor einer Kontoeröffnung nach dem Preis-Leistungsverzeichnis, weil dieses im Internet nicht zu finden war. Nach einigem Hin und Her hieß es, man werde ihm das Verzeichnis „ausnahmsweise“ vorweg zusenden. Was aber nicht der Fall war. Stattdessen schickte die Bank unserem Mitarbeiter nur die Kontoeröffnungsunterlagen und zog ohne dessen Zustimmung eine Schufa-Auskunft. Das Verzeichnis, so hieß es auf Rückfrage, gebe es erst nach der Kontoeröffnung. Ob sich mit einem solchen Geschäftsgebaren tatsächlich Kunden gewinnen und halten lassen, ist fraglich. Detaillierte Informationen gibt es erst nach Unterschrift.
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