Alternative zum Festgeld Den Mini-Zinsen mit Sparbriefen trotzen
–– Wer in der aktuellen Niedrigzinsphase auf kurzfristige Anlagen setzt, muss zusehen, wie sein Erspartes an Wert verliert. Langfristige Geldanlagen können eine interessante Alternative sein.
Manche Mythen halten sich hartnäckig. Eine davon lautet: In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen sollten sich Sparer nicht zu lange binden. Nur so könnten sie bei einem Anstieg der Zinsen schnell reagieren und ihr Vermögen gewinnbringender anlegen.
Sparer bekommen diese Ratschläge seit Beginn der Finanzkrise vorgebetet. Viele haben sie befolgt, ihr Geld aufs Sparbuch oder in kurzfristige Geldanlagen gesteckt – und Verluste eingefahren. Die Renditen sanken und sanken, die ersehnte Zinswende blieb aus. Bis heute.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, lohnt es sich, Alternativen auszuprobieren. Zum Beispiel Sparbriefe.
Mit dem Klassiker durch die Krise
Sparbriefe sind eine vergleichsweise junge Anlageform: 1967 hatte die Vereinsbank Wiesbaden als erstes Geldhaus die Idee, ihren Kunden ein festverzinsliches Wertpapier anzubieten, das je nach Anlagezeitraum unterschiedlich hohe Zinsen garantiert.
Das Modell fand schnell Nachahmer: 1967 brachten die Sparkassen mit dem „Sparkassenbrief“ ein vergleichbares Produkt auf den Markt. Seitdem hat sich der Sparbrief, auch „langfristige Geldanlage“ genannt, zu einem Klassiker für sicherheitsorientierte Sparer entwickelt. Das Prinzip ist aber noch dasselbe wie 1967: Die Zinsen werden beim Kauf für die gesamte Laufzeit festgelegt, sind also über die gesamte Anlagedauer zuverlässig kalkulierbar. Weiteres Plus: Seit 2011 unterliegen Sparbriefe der gesetzlichen Einlagensicherung. Gerät eine Bank in Schieflage, ist das das Sparbriefguthaben in der gesamten EU bis zu einer Höhe von mindestens 100.000 Euro gesetzlich abgesichert.
Die Laufzeiten eines Sparbriefs betragen zwischen einem Jahr und zehn Jahren. Je länger sich ein Kunde bindet, desto höher sind in der Regel die Renditen. Der Nachteil: Eine Kündigung vor Ende der Laufzeit ist ausgeschlossen. Wer sein Geld auf die Schnelle braucht, dem bleibt nur die Beleihung des Sparbriefs.
Vergleich macht reich
Um aus den zahlreichen Angeboten das passende herausfiltern, ist ein intensiver Vergleich unerlässlich. Das Zinsspektrum bei Sparbriefen ist breit gefächert und nicht immer attraktiv: Die Durchschnittszinsen für Produkte mit dreijähriger Laufzeit liegen laut der FMH-Finanzberatung derzeit bei 1,23 Prozent – und damit nur geringfügig über der Inflationsrate. 40 von 84 Banken in der FMH-Übersicht bieten für dreijährige Sparbriefe sogar weniger als ein Prozent. Die “1822direkt”: zum Beispiel zahlt in dieser Konstellation gerade einmal 0,05 Prozent.
Doch es gibt auch Ausreißer nach oben. Bei der akf bank erhalten Sparer im selben Zeitraum 1,70 Prozent. Die russische “Sberbank”: bietet sogar 2,20 Prozent– bei identischer Sicherheit: Die Bank unterliegt der österreichischen Einlagensicherung und damit dem EU-Standard.
Bindungsängste kosten Geld
Im Vergleich zu den für Niedrigzinsphasen empfohlenen kurzfristigen Anlagen ist das durchaus ansehnlich. Wer sein Geld zum Beispiel ein Jahr lang zum Durchschnittszins von 0,93 Prozent auf ein Festgeldkonto packt, weil er auf eine Zinserhöhung spekuliert, müsste nach einem Jahr schon 2,09 Prozent für die restlichen zwei Jahre erhalten, um nach drei Jahren mit den 1, 70 Prozent der akf bank gleich zu ziehen. Der Zinssatz müsste sich während der Laufzeit also fast verdoppeln.
Um die 2,2 Prozent der Sberbank zu erzielen müsste der Zinssatz für die verbleibenden zwei Jahre sogar 2,86 Prozent erreichen. Aktuell liegt der beste Wert für zwei Jahre aber bei nur 1,80 Prozent – und nennenswerte Verbesserungen sind nicht in Sicht. Glaubt man den Prognosen der meisten Experten, wird die EZB in den kommenden beiden Jahren die Leitzinsen allenfalls geringfügig erhöhen – wenn überhaupt.
Fazit: Für Anleger, die nicht in Aktien investieren wollen und drei Jahre auf den Anlagebetrag verzichten können, ist ein leistungsstarker Sparbrief mit drei Jahren Laufzeit ein gutes Mittel, um die Niedrigzinsphase schadlos zu überstehen.