Banken im Girokonto-Spagat App oder Filiale – das beste Girokonto bleibt Geschmacksfrage
–– Die Zahl der Geldautomaten in Deutschland sinkt, ebenso die der Bankfilialen. Dafür steigen die Angebote an Banken-Apps und digitalen Bezahlmöglichkeiten. Doch aktuelle Umfragen zeigen: Das Interesse an digitalen Angeboten wächst zwar, Filialen möchten die Kunden trotzdem. Und so wird es für Banken zunehmend schwieriger mit nur einem Girokonto alle Kundeninteressen zu erfüllen – für Kunden dagegen wird die Auswahl größer.
Was erwartet ein Kunde von der Bank, bei der er sein Girokonto eröffnet? Auf diese Frage gibt es heute keine allgemeinverbindlichen Antworten mehr. Zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Kunden, aber auch die technischen Möglichkeiten und die Bereitschaft der Kontoinhaber, diese auch zu nutzen, variieren immer mehr.
Banken müssen sich daher in erster Linie die Frage stellen, wen sie mit ihrem Girokonto erreichen und an sich binden wollen. Geht es vor allem darum, junge Menschen anzusprechen, die nur noch mit dem Handy unterwegs sind? Oder soll die ältere Stammkundschaft bei Laune gehalten werden, deren Vertreter in regelmäßigen Abständen ihre Überweisungsträger noch per Hand ausfüllen? Beiden Ansprüchen zu genügen, wird zunehmend schwieriger.
Zwar sind die Deutschen, wenn es ums Geld geht, noch immer relativ konservativ. Das belegen gleich zwei aktuelle Studien. So brachte die Sparda-Bank Hessen in Erfahrung, dass sich stolze 74 Prozent der Hessen weiterhin Bankfilialen wünschen. Und eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab im vergangenen Jahr, dass die Deutschen dem Zahlen mit dem Handy (noch) relativ verhalten gegenüberstehen.
Dennoch erwarten die meisten Befragten, dass sich diese Bezahlmethode in Zukunft durchsetzen wird. Das wirft die Frage auf, welche Angebote des mobilen Bankings besonders empfehlenswert sind und welche Banken ihren Giro-Kunden die besten Services bieten.
Banken im Umbruch: Wie gelingt der Spagat zwischen Digitalisierung und Tradition?
Die gute Nachricht aus Sicht der Kunden: Derzeit rüsten alle Banken gewaltig auf, um den Anschluss ans Mobile-Banking nicht zu verpassen. Für Geschäftsbanken bedeutet das zwar einen gewissen Spagat: Denn auf der einen Seite will man mit der Zeit gehen, Kosten sparen und Filialen schließen, andererseits will man den Stammkunden weiterhin die Möglichkeit bieten, ihre Bankgeschäfte vor Ort zu erledigen. Hier haben es die Direktbanken wesentlich leichter, die sich nur auf die neue Technik konzentrieren müssen. Andererseits erwarten Kunden von ihnen natürlich, dass sie immer die modernsten Möglichkeiten anbieten. Aber tun sie das wirklich?
Die FMH-Finanzberatung hat für die Wirtschaftswoche recherchiert, welche Angebote es im Mobile-Banking gibt und wie gut diese sind. Schon das erste Ergebnis überrascht: Es fehlen klare Abgrenzungen zwischen den Angeboten der Direktbanken und denen der Geschäftsbanken.
mtl. Konto- gebühr | Banking APP | Multi- banking | mobiles Bezahlen | Wert- papiere handeln | FMH- Bewertung | |
Commerzbank | 0,00 € | Commerzbank Banking App | ja | GooglePay | nein | sehr gut |
Deutsche Bank | 5,90 € | Deutsche Bank mobile | ja | ja | iOS | sehr gut |
BW-Bank | 0,00 € | BW Mobilbanking | ja | GooglePay | nein | gut |
BBBank | 0,00 €* | BBBank App | ja | nein | ja | gut |
Postbank | 1,90 € | Finanzassistent | ja | nein | nein | ok |
Stand: Mai 2019 |
mtl. Konto- gebühr | Banking App | Multi- banking | mobiles Bezahlen | Wert- papiere handeln | FMH- Bewertung | |
ING | 0,00 € | Banking to go | ja | nein | ja | sehr gut |
DKB | 0,00 € | DKB-Banking | ja | GooglePay | ja | sehr gut |
comdirect | 0,00 € | comdirect App | nein | ApplePay | ja | gut |
1822direkt | 0,00 € | 1822direkt Banking App | ja | nein | ja | gut |
N26 | 0,00 € | n26 die mobile Bank | nein | ja | nein | gut |
Stand: Mai 2019 |
Überraschung: Geschäftsbanken haben die Nase vorn
Noch erstaunlicher ist es, dass die Geschäftsbanken alles in allem besser abgeschnitten haben, als die Direktbanken. So bieten zum Beispiel die comdirect bank, N26 und die Volkswagenbank kein Multibanking an. Dieses Verfahren ermöglicht es Kunden, nicht nur eines, sondern mehrere Girokonten im Blick zu haben ohne sich jeweils bei unterschiedlichen Anbietern einloggen zu müssen. Verwunderlich ist auch, dass der bekannteste Mobile-Banking-Anbieter, die N26 noch keine Möglichkeit vorsieht, eine Rechnung zu fotografieren, um die Datenübernahme für den Überweisungsauftrag zu erleichtern.
Angesichts der enormen Nachfrage der Kunden, die neueste Technik für das eigene Girokonto zu nutzen, müsste sich das dringend ändern, erst recht, da das Mobile-Banking mit Google Pay und Apple Pay noch einmal einen ganz neuen Schub erhalten dürfte. Leider steht zu befürchten, dass die US-Konzerne einmal mehr den Markt unter sich aufteilen werden, so dass eine eigene Pay-Entwicklung der deutschen Banken unrentabel wird.
Girokonto-Fazit:
1. Nicht etwa Direktbanken sind aktuell die digitalen Platzhirsche: Geschäftsbanken bieten die besseren Mobile-Optionen
2. Kunden können nach wie vor entspannt entscheiden, wie ihr ideales Girokonto aussieht. Die Auswahl ist und bleibt vielfältig. Eine tolle Übersicht bietet unser Girokonto-Vergleich