Bausparen für die Baufinanzierung? Weshalb derzeit mehr gegen als für einen Bausparvertrag spricht

Dinge, die für einen Bausparvertrag sprechen

• Die Zinsen stehen von vornherein fest und ändern sich auch nicht – egal wie sich die Hypotheken- und Anlagezinsen verändern.
• Lohnt sich das Bauspardarlehen später nicht im Gegensatz zu einem normalen Bankdarlehen, muss es nicht in Anspruch genommen werden.
• Bausparen ist ideal zum Ansparen von Rücklagen, beispielsweise für Renovierungskosten

Dinge, die gegen einen Bausparvertrag sprechen

• Die Zinsen stehen von vornherein fest und ändern sich auch nicht, bis der Bausparvertrag aufgelöst bzw. zugeteilt wurde Mehr lesen

  Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass es falsch ist, einen Bausparvertrag abzuschließen? Damals garantierten die Bausparkassen einen Zinssatz von 3,5% - der Hypothekenzins lag zu diesem Zeitpunkt bei ca. 4,5%, also deutlich darüber. Doch bekanntermaßen fielen die Zinsen ins Bodenlose, die vermeintlich günstigen Bausparverträge waren plötzlich wahnsinnig teuer im Gegensatz zu den Bankdarlehen. Deshalb verzichteten viele Bausparer auf das Bauspardarlehen und schlossen stattdessen ein Bankdarlehen ab. In Sachen Kredit machten Bausparer also keinen Verlust. Die 1% Abschlussgebühr hatten sie jedoch umsonst bezahlt, zudem hätten aktive Sparer bei ausgewählten Banken im gleichen Zeitraum auch höhere Guthabenzinsen erzielt.

  Was ist aber, wenn sich nun ein künftiger Immobilienbesitzer für einen angeblichen soliden Bausparvertrag entscheidet? Die Guthabenverzinsung liegt im Mittel bei 0,26% (die Spanne reicht von 0,01 bis 2,36%) und der Darlehenszins bei neuen Verträgen im Durchschnitt bei 2,30% (Spanne 0,99 bis 5,5%). Wer Angst vor extrem hohen Bauzinsen in 10 Jahren hat, kann einen Bausparvertrag abschließen mit dem Wissen, dass er vermutlich für diese Zinssicherheit einen sehr hohen Preis an Gebühren und schlechter fester Guthabenverzinsung bezahlt.

• Nicht der Kunde entscheidet, wann er das Bauspardarlehen bekommt – nämlich wenn er es braucht – sondern die Bausparkasse entscheidet, wann das Bauspardarlehen entsprechend ihren Zuteilungskriterien zugeteilt wird.
• Bauspardarlehen sind immer Volltilgerdarlehen. Allerdings ist es extrem sportlich, ein Darlehen wie beim Bausparen vorgeschrieben innerhalb von 8 bis 15 Jahren komplett zurückzubezahlen. Mehr lesen

  Eine Zinsabsicherung für einen kleinen Darlehensteil zu wählen, der dann auch noch extrem schnell getilgt werden muss, ist wenig sinnvoll, selbst wenn die Zinsen in 10 Jahren deutlich höher sein sollten als heute. Zwar ist es schön, wenn man für sein kleines Bauspardarlehen wenig Zinsen bezahlen muss, dafür muss man jedoch extrem hohe Raten akzeptieren - was die Bedienung des teuren Bankdarlehens einschränkt. Beispiel: Wer 400 Euro monatlich in einem Bausparvertrag anspart, hat nach 10 Jahren rund 45.000 Euro Guthaben (0,5% Zins) und bekommt schließlich ein Darlehen von 55.000 Euro ausbezahlt. Das muss er jedoch mit z.B. 2,5% Zinsen innerhalb von knapp 10 Jahren mit einer Rate von ca. 550 Euro zurückbezahlen. Für diesen relativ kleinen Darlehensbetrag wird also ein sehr hoher Prozentsatz des monatlich verfügbaren Budgets benötigt, was die garantierten 2,5% Darlehenszins definitiv nicht ausgleichen.

  Wirklich solide wäre es, wenn man mit seinen begrenzten Sparraten (schließlich muss man nebenbei auch noch Miete bezahlen) ein hohes Bauspardarlehen bekommen könnte, das man schließlich bei geringer, sicherer Rate sehr langsam zurückzahlen dürfte. Leider funktionieren Bauspardarlehen genau anders herum.

• Die ABB (Allgemeinen Bauspar Bedingungen) haben immer das letzte Wort – sind aber leider mit sehr vielen Kann-Bestimmungen versehen. In den letzten Jahren erwiesen sich diese Einschränkungen oft nachteilig für die Bausparer. Mehr lesen

  Alles kann, nichts muss, so ist häufig der Tenor der Bausparvertreter im Vertriebsgespräch. Dabei werden viele Versprechen gemacht, die auf unspezifischen „Kann“-Aussagen in den Allgemeinen Bausparbedingungen (ABB) beruhen. Leider widersprechen diese in schlechten Zeiten erfahrungsgemäß den gemachten Vertreteraussagen, wie die letzten Jahre gezeigt haben, da die Vertreter in ihren Beratungen meist vom positiven Verlauf ausgehen.

  Deshalb hat sich die FMH-Finanzberatung schon vor einigen Jahren entscheiden, die Besparung und Rückzahlung des Bausparvertrags im Bausparvergleich analog der ABB zu berechnen – was oben genanntes Verbrauchermagazin übrigens ebenfalls so übernommen hat.

• Bausparen ist, zumindest derzeit, nicht unbedingt für die Baufinanzierung anzuraten.
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Fazit: Den Bausparvertrag als solide Basis für die Baufinanzierung zu empfehlen, ist uns etwas zu unkritisch. Die Empfehlung erklärt sich, wenn man den angebotenen Bausparvergleich der Verbraucherzeitschrift nutzt. Hier wird nämlich interessanterweise erstmal vorbelegt, dass ein späteres mögliches Bankdarlehen 4,5% Zinsen kostet und in der Ansparzeit nur 1% Zinsen in den nächsten 8 bis 10 Jahren erzielbar sind. Unter diesen Annahmen ist das Bauspardarlehen tatsächlich günstiger als mögliche Bankdarlehen. Sieht man sich jedoch die Ausführungen und Prognosen der unterschiedlichsten Volkswirte an, sind keine Zinsen von weit über 3% für 10 Jahre fest im Mittel der nächsten 10 Jahre zu erwarten. Und wenn die Kreditzinsen auf 4,5% steigen sollten, müsste auch in der Ansparzeit ein höherer Zinssatz möglich sein. Leider wird sowohl von der Verbraucherzeitschrift als auch von den Bausparvertretern viel zu wenig auf die hohen verpflichtenden Rückzahlungsraten hingewiesen. Weshalb sollte man 1% Abschlussgebühr plus Kontoführungsgebühren für eine spätere Zinssicherheit bezahlen, die sich die wenigsten Bausparkunden später leisten können? Einen Bausparvertrag als Baustein der Baufinanzierung abzuschließen, empfehlen wir deshalb nicht. Als Rücklage für Renovierungen ist ein Bausparvertrag dagegen passend.