Banken reagieren unterschiedlich Insiderwissen für sicherheitsbewusste Anleger
–– Noch ist kein Ende der Covid-19-Pandemie in Sicht. Und die Unsicherheit wächst. Auch in Sachen Geldanlage: Steigen die Festgeld-Zinsen oder nicht? Welche Faktoren beeinflussen den Markt? Wie steht es um die Einlagensicherung? Was Sparer jetzt wissen müssen.
Viele Experten vertreten dieser Tage unterschiedliche Meinungen zur Zukunft der Geldanlage. Können sich Sparer bald über höhere Zinsen bei Festgeld freuen, wie manche glauben? Oder bleiben die Zinssätze unverändert niedrig, wie andere weissagen?
In der aktuellen Lage ist es wohl am sichersten, keine Meinung von vorneherein zu verteufeln. Denn wie unser Zinsvergleich zeigt, gibt es für beide Ansätze gute Argumente.
Geldanlage im Ausnahmezustand: Banken reagieren unterschiedlich
Fakt ist: Sparer, die ihr Geld ganz traditionell bei Volksbanken, Sparkassen oder deutschen Geschäftsbanken anlegen, können bis auf Weiteres wohl nicht mit höheren Zinsen aufs Festgeld rechnen.
Der Grund: Diese Banken schwimmen nach wie vor im Geld ihrer Kunden. Zwar werden auch sie wegen des Corona-Virus verstärkt mit Kreditanfragen konfrontiert werden. Doch die vorhandenen Einlagen sind offenbar mehr als ausreichend, um den Bedarf zu decken Außerdem gibt es bis auf Weiteres noch einfachere Wege, sich für Kunden attraktiv zu machen. Viele der besagten Banken könnten erst auch ihre Minuszinsen streichen, um die hohen Einlagen zu halten.
Auch Geldhäuser, die in Zinsvergleichen vielfach in der oberen Hälfte der Liste zu finden sind, reagieren nicht überschwänglich. Einige Anbieter, wie die VTB Direktbank, Umweltbank oder Vakifbank haben ihre Zinsen sogar leicht gesenkt. Gleiches gilt für etliche Banken in anderen EU-Ländern, die nur über Vermittler erreichbar sind. Bei ihnen deutet ebenfalls nichts darauf hin, dass die Zinsen flächendeckend und spürbar steigen. Vielmehr ist das Bild auch hier recht uneinheitlich – einige Anbieter senken die Zinsen gerade, einige heben sie leicht an.
Eine andere Situation finden Kunden bei Spezialbanken vor. Geldhäuser mit einem Schwerpunkt auf bestimmten Branchen – etwa Autobanken oder spezielle Leasing-Banken Hier dürfte die Kreditnachfrage, auch von den Autohäusern selbst, in den kommenden Wochen und Monaten erheblich sein, so dass die Institute gerne auch auf Kundengelder zurückgreifen. Viele bieten deshalb schon heute höhere Zinsen an.
Festgeld im Ausland: Warum Sicherheit jetzt so wichtig ist
Was also sollten sicherheitsbewusste Sparer tun, die (auch und gerade in der Krise) einen möglichst hohen Zinsertrag erzielen möchten? Unser Tipp: Überlassen sie nichts dem Zufall, wenn sie die Bank auswählen, auf der sie ein Konto fürs Festgeld eröffnen. In diesen turbulenten Zeiten ist es wichtiger denn je, auch beim Standort der Bank genau hinzusehen – und ein möglichst sicheres EU-Land zu wählen. Dabei sind verschiedene Faktoren zu beachten.
Eine wichtige Kennziffer, die Sparer beachten sollten, ist das Länderrating des EU-Landes, in dem die kontoführende Bank ihren Sitz hat. Ist dieses Rating schlecht, sollte man sich zwei-, drei und viermal überlegen, ob ein überschaubares Plus beim Zinsertrag wirklich den Verzicht auf maßgebliche Sicherheiten rechtfertigt. Wer als leidenschaftlicher Europäer auf die Solidarität unter den EU-Staaten zählt, kann dieses Risiko natürlich eingehen. Grundsätzlich aber lautet unser Rat: Je länger die Festlegungszeit ist, desto sicherer sollte das Anlageland sein.
Warum ist das Länderrating so wichtig?
Alle EU-Staaten sind zwar verpflichtet eigene Sicherungssysteme vorzuhalten, damit jeder Anleger bei einer Bankenpleite mit bis zu 100.000 Euro abgesichert ist. Aber das Vertrauen, dass diese nationalen Sicherungsfonds im Ernstfall wirklich alle Kunden entschädigen können, ist nicht sehr groß. Bei Problemen müsste das jeweilige Land eingreifen, wenn es selbst entsprechend gut aufgestellt ist.
Doch wäre etwa der estnische Staat in der Lage, im Fall einer Banken-Insolvenz die Sparer zu entschädigen, wenn der Einlagensicherungsfonds erschöpft ist? Oder das von der Corona-Krise so hart getroffene Italien? Und wenn nein: Würde die EU diesen Ländern im Ernstfall zur Seite stehen, damit diese den Anlegern ihre Verluste ersetzen?
Daran darf man zumindest zweifeln. Die aktuellen Streits um Corona-Bonds zeigen jedenfalls, dass die EU sich zum Teil sehr schwer tut mit finanzieller Solidarität. Das sollten Sparer bedenken und ihr Augenmerk vielleicht eher auf die bonitätsstarken Staaten richten – wie Deutschland, Schweden, die Niederlande oder auch Österreich und Frankreich. Ihnen kann man im Ernstfall zutrauen, dass sie einem Sparer sein Geld zurückzahlen, falls die Bank pleitegehen und die gesetzliche Einlagensicherung nicht mehr reichen sollte, den Schaden zu ersetzen. Im Festgeld-Vergleich der FMH können Sie sogar nach dem Länderrating sortieren.
Den besten Zinssatz aufs Festgeld finden
Wer auf Sicherheit setzt, muss sich deshalb aber keineswegs mit einem niedrigen Zinssatz bescheiden. Zwar gibt es durchaus Banken, die für drei Jahre Festgeld nur einen Zins von 0,01 Prozent zahlen. Es gibt aber auch die schwedische Bank Klarna AS, die für den gleichen Zeitraum mit einem Zinssatz von immerhin 1,20 Prozent für sich wirbt. Wer hier nur 10.000 Euro Festgeld-Konto packt, kann sich in drei Jahre immerhin über 360 Euro Zinsertrag freuen – während er bei der deutschen Hausbank quasi gar keinen Zins erhält.
Dennoch ist es nachvollziehbar, wenn ein Kunde lieber bei einer deutschen Bank und der deutschen gesetzlichen Einlagensicherung bleiben will. Wer sucht, finden auch im Inland Angebote, die sich sehen lassen können. Aktuell fallen folgende Banken positiv auf: die SWK Bank, Merkur Privatbank und auch die Bank 11. Sie alle kommen bei 10 000 Euro Anlagesumme auf drei Jahre gerechnet immerhin 270 und 210 Euro Zinsen.
Festgeld: Verlässlich, aber unflexibel
Wer damit liebäugelt, ein Konto für Festgeld zu eröffnen, sollte allerdings bedenken, dass er innerhalb der Festlegungszeit nicht an sein Geld kommt. Das ist angesichts der aufziehenden Wirtschaftskrise ein nicht zu vernachlässigender Nachteil, der in die Anlageentscheidung mit einfließen sollte.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die künftige Zinsentwicklung. Sicher ist dieser Tage zwar nichts. Aber sollten die Anlagezinsen in den kommenden Monaten flächendeckend steigen, könnte man sich vielleicht auch ärgern, weil sich man zu früh gebunden hat.