FMH IndeX chart

Frankfurt 10.09.2012 –– Akribisch erhebt die Deutsche Bundesbank Monat für Monat, wie viel Zinsen Sparer im Durchschnitt für ihr Tagesgeld bekommen. So genau diese Daten sind, so irreführend sind sie auch. Der Grund: In die Wertung der Währungshüter fließt jede Sparkasse und Genossenschaftsbank mit demselben Gewicht ein wie die Offerten von Postbank oder ING-DiBa – obwohl erstere weit weniger Menschen erreichen. Wer einen repräsentativen und aktuelleren Marktüberblick sucht, ist daher mit dem FMH-IndeX besser beraten.

Der Blick auf die unten stehende Grafik spricht Bände: Während der Tagesgeldzins nach der Bundesbank-Statistik (blau) mit 0,71 Prozent aktuell ein Mehrjahres-Tief erreicht, weist unser FMH-IndeX (gelb) mit 1,25 Prozent einen fast doppelt so hohen Wert aus. Zum Vergleich ist die Entwicklung der EZB-Leitzinsen rot abgetragen.

Tagesgeld – FMH-Index und Bundesbank – und EZB

Nur ein Drittel für Genossen und Sparkassen

Woher rührt diese Diskrepanz? Verantwortlich ist die Zusammensetzung der Banken im FMH-IndeX. Um einen repräsentativen Überblick zu gewährleisten, fallen Raiffeisen- und Volksbanken sowie Sparkassen bei uns mit einem Anteil von jeweils nur 17 Prozent ins Gewicht. Erfasst werden keine unbedeutenden Anbieter, sondern in erster Linie große Sparkassen sowie Sparda- und PSD Banken. Damit stellen der öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Sektor gemeinsam ein Drittel der erfassten Banken.

Zinsdaten aus sieben Bankgruppen fließen ein

Jeweils 20 Prozent entfallen auf Direktbanken wie ING-DiBa, 1822 direkt und DAB bank sowie Spezialbanken. Zu diesen Spezialbanken zählen etwa die Royal Bank of Scotland, die Santander Consumer Bank oder Wüstenrot, die sich allesamt auf bestimmten, aber unterschiedlichen Gebieten hervortun. Mit je gut 8,5 Prozent fließen die Tagesgeldzinsen von Geschäftsbanken (Commerzbank, Postbank etc.), Autobanken (BMW Bank etc.) und Häusern ein, bei denen ausschließlich die gesetzliche Einlagensicherung greift. Zur letztgenannten Gruppe zählen etwa Credit Europe Bank oder NIBC Direct.

FMH-IndeX hat geldwerte Konsequenzen für Sparer

Auf diese Weise fließen, entsprechend der Marktanteile, die Daten von insgesamt 35 Banken in den FMH-IndeX ein – mit praktischen Konsequenzen für alle Sparer, die bares Geld wert sein können. Denn: Wer sich am Referenzwert der Deutschen Bundesbank orientiert, wird vermutlich bereits zufrieden sein, wenn er aktuell mehr als 0,7 Prozent für sein Tagesgeld erhält. Orientiert sich der Sparer jedoch am FMH-IndeX, ist klar, dass ein solches Angebot kaum als wettbewerbsfähig zu bezeichnen ist. Stattdessen wird er sich auf die Suche nach einem besser verzinsten Angebot machen.

Tagesgeldzins liegt oberhalb des Leitzinses

Noch etwas fällt auf, wenn man die Kurve der Bundesbank (blau) und den FMH-IndeX (gelb) mit den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (rot) vergleicht. Seit dem Jahreswechsel 2008/09 bewegt sich der Index fürs Tagesgeld oberhalb des Leitzins-Niveaus. Das bedeutet: Die im FMH-IndeX erfassten Banken sind bereit, den Kunden im Durchschnitt mehr fürs Tagesgeld zu überweisen, als sie bei der EZB für die Geldleihe zahlen müssten. Aktuell beträgt die Differenz 0,5 Prozentpunkte.
Eine Erklärung wäre, dass die Geldinstitute sich unabhängiger von der EZB machen wollen, indem sie ihr Einlagegeschäft stärken. Anders sieht es bei den Banken aus, die in der Bundesbank-Statistik erfasst werden. Diese bringen es selbst in dieser Niedrigzins-Phase fertig, beim Tagesgeld im Durchschnitt unterhalb der Leitzinsen zu bleiben.

Hypothekendarlehen: Zinsen auf Allzeittief

Den FMH-IndeX haben wir auch für andere Anlage- und Kreditarten entwickelt. Dabei unterscheiden sich die im Index erfassten Banken naturgemäß von jenen Instituten, die beim Tagesgeld eine tragende Rolle spielen. Aktuell zeigt etwa der FMH-IndeX für Hypothekenzinsen, dass die Zinsen auf einem neuen Allzeittief notieren. Bei fünf Jahren Zinsbindung weist der Index 2,01 Prozent aus, bei zehn Jahren sind es 2,57 Prozent. Nur die 15-jährigen Darlehen haben ihren vorherigen Tiefststand von Anfang Juni (2,98 Prozent) noch nicht unterschritten. Aber auch dort scheint der Durchbruch nach unten nur eine Frage von Tagen zu sein.

Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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