Anschlussfinanzierung planen Forward-Darlehen erleben eine Renaissance. Zu Recht?
–– Die Bauzinsen steigen gerade leicht. Das gibt es zwar immer wieder. Allerdings könnte sich der Trend diesmal verstetigen. Wer auf absehbare Zeit eine Anschlussfinanzierung braucht, sollte daher über ein Forward-Darlehen nachdenken.
Es ist gar nicht so lange her, da deutete viel darauf hin, dass es in Deutschland Baufinanzierungen für null Prozent Zinsen geben könnte. Aktuell kann davon keine Rede mehr sein. Im Gegenteil. Seit ihrem absoluten Tiefstand vom 05.September 2019 haben sich Hypothekendarlehen mit einer Zinsbindung von zehn Jahren um mehr als 0,1 Prozent verteuert – von 0,67 auf 0,80 Prozent. Und es ist durchaus denkbar, dass der Aufwärtstrend noch eine Weile anhält.
Der Grund: Angesichts der sich abzeichnenden Beruhigung im Handelsstreit zwischen den USA Und China und der (relativen) Ruhe in Italien und der erneuten Verzögerung beim Brexit, gönnen sich die institutionellen Großanleger eine Verschnaufpause und investieren auch wieder in rentierlichere Papiere, als die extrem sicheren deutschen Bundesanleihen und Pfandbriefe. Das bleibt nicht ohne Folgen. Denn deren Rendite steigt, wenn die Nachfrage sinkt. Das wiederum schlägt auf die Entwicklung der Hypothekenzinsen durch – und entsprechend wird derzeit eben auch das Baugeld wieder etwas teurer.
Ganz ausgeträumt ist der Traum von Null- oder gar Negativzinsen bei der Kreditaufnahme zwar noch nicht: So denkt etwa die KfW Bankengruppe aktuell darüber, im Herbst kommenden Jahres Förderdarlehen zu Minuszinsen zu vergeben. Fest darauf bauen sollte derzeit aber niemand. Bis die rechtlichen und programmtechnischen Fragen geklärt sind, vergeht bei der KfW – wie bereits der Zeitpunkt der Ankündigung zeigt – oft eine Menge Zeit. Somit ist es gut möglich, dass die allgemeine Zinsentwicklung die Pläne Bankengruppe am Ende doch noch durchkreuzt.
Der Trend weist nach oben
Schon heute kommen Immobilienbesitzer, die ein neues Darlehen brauchen, selbst in idealsten Darlehenskonstellationen (zehn Jahre fest, Volltilgerdarlehen, mindestens 400.000 Euro Darlehen) nicht unter 0,22 Prozent Zinsen weg – gegenüber 0,02 Prozent vor einigen Wochen. All jene, deren Zinsfestschreibung in den kommenden ein bis zwei Jahren endet, sollten sich daher überlegen, ob der Abschluss eines Forward-Darlehens sinnvoll für sie ist. Denn dadurch sichern sie sich die aktuellen Zinsen auch für die Zukunft – selbst dann, wenn der Vertrag erst in einigen Monaten oder Jahren wirksam wird.
Das ist umso attraktiver, als die Kosten für diesen Service momentan sehr überschaubar sind. Wer sich die heutigen Konditionen für ein Anschlussdarlehen in zwölf Monaten sichern will, zahlt aktuell einen durchschnittlichen Aufschlag 0,09 Prozent auf die Basiskonditionen. Acht Banken im FMH-Forward-Vergleich verzichten für 12 Monate Vorlaufzeit sogar auf einen Aufpreis.
Etwas tiefer in die Tasche greifen müssen all jene, die sich für 24 Monate absichern wollen. Der günstigste Anbieter verlangt zwar nur 0,16, der teuerste nimmt seinen Kunden stolze 0,72 Prozent Aufschlag ab. Vergleichen lohnt sich also. Und zwar gleich doppelt. Allein im laufenden Jahr gab es bei den Bauzinsen Schwankungen, die zumindest den durchschnittlichen zweijährigen Forward-Aufschlag von 0,29 Prozent bei weitem übertrafen. Der Höchstwert lag bei 1,36 Prozent, der Tiefstand betrug 0,67.
Fazit: Wer es sich – und seinen Nerven – ersparen will, permanent den Markt zu beobachten, tut daher gut daran, gegen einen kleinen Aufpreis ein Forward-Darlehen abzuschließen, um Ruhe zu haben. Hetzen muss dabei aber niemand, denn trotz aller Schwankungen bewegen sich die Zinsen derzeit nach wie vor auf einem extrem niedrigen Niveau. Zudem steigen die Zinsen nur leicht, massive Ausschläge nach oben sind bis auf weiteres nicht zu erwarten. Die Zeit reicht damit allemal, das optimale Forward-Angebot herauszufiltern, statt sich mit der erstbesten, womöglich überteuerten Offerte der eigenen Hausbank zufrieden zu geben.