Gebühren an Geldautomaten sind viel zu hoch Britsche Kunden zahlen an deutschen Bankautomaten weniger.
FMH-Inhaber Max Herbst ist klar: „Deutsche Banken zocken die Kunden anderer deutscher Geldhäuser mit fünf Euro nicht nur massiv ab. Sie verdienen selbst mit 75 Cent noch prächtig.”
–– Fünf Euro: So viel wollten deutsche Banken fürs Geldabheben an verbundfremden Geldautomaten mit dem Segen des Kartellamts abkassieren. Doch die Behörde klopfte ihnen auf die Finger – zu Recht. Denn bei anderen Kunden geben sich deutsche Banken mit weit weniger zufrieden. „Nur” 75 Cent bekommen sie, wenn etwa Briten in Deutschland Geld abheben, wie das „Handelsblatt” jüngst recherchierte. FürBanken und Sparkassen kassieren in Deutschland im Durchschnitt 5,64 Euro vom Bankkunden, wenn dieser an einem verbundfremden Geldautomaten Bares abhebt. Die Spanne reicht dabei von 3,25 bis 10 Euro, wie eine Untersuchung der FMH-Finanzberatung bei 200 Banken im Mai 2010 ergeben hat. „Einige Sparkassen reichen die Fremdgebühren ungebremst an ihre Kunden weiter, was auch mal 15 Euro kosten kann”, sagt der FMH-Inhaber.
Briten zahlen in Deutschland nur 75 Cent
Herbsts Vermutung, wonach der Abhebevorgang in Wahrheit weniger als einen Euro kostet, wollte ihm bisher keine Bank bestätigen. Doch der Zentrale Kreditausschuss meldete am 12. Juli per Pressemitteilung stolz: Ab sofort können sich Bundesbürger in Großbritannien an allen Geldautomaten des britischen Geldautomaten-Netzwerks LINK kostenfrei mit Bargeld versorgen – und Briten in Deutschland ebenso an allen Geldautomaten. Denn unterzeichnet wurde die Vereinbarung von den Vertretern der „Deutsche Kreditwirtschaft”. Dazu gehören der Bundesverband deutscher Banken, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands – also alle Geldinstitute von der kleinsten Raiba bis zur großen Deutsche Bank.
Pech für deutsche Banker
Pech für die Banker aus Deutschland, dass der streng vertrauliche Vertrag der Redaktion des „Handelsblatt” in die Hände fiel. Diese zitierte am 16. Juli genüsslich die Kosten, die sich die beiden Anbieter – LINK und Deutsche Kreditwirtschaft – gegenseitig pro Transaktion berechnen: 75 Cent. Herbsts Kommentar: „Es ist schon verwunderlich, dass die deutschen Banken und Sparkassen mit einem Entgelt von nur 75 Cent pro Abhebung einverstanden sind, wenn ein Engländer sich am Automaten bedient, vom deutschen Kunden aber mindestens fünf Euro kassieren wollen.”
Auch bei einem Euro macht die Bank keinen Verlust
Der Behauptung der Sparkassen sowie der Volks- und Raiffeisenbanken, die 75 Cent seien nicht betriebswirtschaftlich berechnet und würden vielmehr bewusst subventioniert, schenkt der Zinsprofi keinen Glauben. „Das Kartellamt hat festgestellt, dass die tatsächlichen Kosten für eine verbundinterne Abhebung, laut Aussage der Banken selbst zwischen 30 Cent und einem Euro liegen. Es gibt keinen Grund, warum die Kosten bei einer Transaktion an einem verbundfremden Geldautomaten höher sein sollten”, sagt der FMH-Inhaber. Das bedeutet: Selbst bei einem Euro pro Transaktion macht die Bank nach den Zahlen des Kartellamts in den meisten Fällen noch einen satten Gewinn.
Jetzt ist das Kartellamt gefragt
Nach Herbsts Einschätzung müsste die Vereinbarung mit dem Geldautomaten-Netzwerk LINK für das Bundeskartellamt LINK eine Steilvorlage sein, um die Obergrenze für Abhebungen an verbundfremden Geldautomaten hierzulande auf einen Euro zu begrenzen.