Festgeld-Tipps Covid-19: Erlebt das Festgeldkonto eine Renaissance?
–– Der Angst vor dem Virus folgt die Angst ums Ersparte. Der Börsen-Crash wegen der Corona-Pandemie verstärkt die Nachfrage nach sicheren Geldanlagen. Das könnte vergessen geglaubte Sparmodelle wieder aufleben lassen.
Das Coronavirus bringt die Aktienmärkte weltweit ins Taumeln. Um die Wirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren, greifen Staaten zu drastischen Mitteln. In Deutschland soll allein die KfW eine halbe Billion Euro zur Verfügung stellen, um coronageschädigten Unternehmen zu helfen. Aber jede Krise hat auch ihre Gewinner. Im Fall von Covid 19 sind das Neben Streaming- und Lieferdiensten auch das biedere Sparbuch und das Festgeldkonto.
Die Angst vor Aktien ist zurück
Viele Kleinanleger, die in den vergangenen Monaten ihre mit Minuszinsen belegten Tagesgelder in einen Indexfonds umgeschichtet haben, dürften ihre Gehversuche an der Börse gerade bereuen. Dabei sahen die Aktienmärkte doch so gut aus! Selbst renommierte Verbraucherorganisationen ließen sich noch vor wenigen Wochen zu Aussagen hinreißen, dass man mit ETF eigentlich nicht verlieren könne. Zwar schränkten seriöse Berater meist ein, dass das Verlustrisiko zumindest „auf lange Sicht“ gering ist. Dass auch die größten weltweit angelegten ETFs kurzfristig kräftige Minus rutschen können, wurde aber eher als Randnotiz gehandelt.
Wegen des Coronavirus ist nun aber genau dieser seltene, aber nicht ausgeschlossene Fall eingetreten. Die Börsen weltweit rauschen in den Keller. Jetzt muss man den mutigen Aktien-Anfängern sagen, dass sie warten müssen mit der Fondsauflösung, bis der Fonds wieder ins Plus kommt. Grundsätzlich stimmt das auch. Für viele sicherheitsbewusste Sparer bedeuten hohe Verluste aber eine große Belastung. Das gilt umso mehr, weil viele Menschen gerade jetzt dringend Geld brauchen. Zum Beispiel um Verluste durch Kurzarbeit oder Auftragsrückgänge auszugleichen. Wer dann an seinen ETF gehen muss, hat doppelt verloren.
Vor diesem Hintergrund ist es fast zu erwarten, dass die gerade anziehende Nachfrage nach Aktien und ETF wieder absacken wird und die Deutschen verstärkt nach Sicherheit suchen. Aber was macht man dann mit seinem Ersparten? Minuszinsen von 0,5 Prozent im Jahr einfach hinnehmen, nur für die Sicherheit, dass das Geld sicher auf dem Tagesgeld oder Girokonto angelegt ist? Im Vergleich zu den derzeitigen Verlusten an den Börsen erscheint das fast schon verlockend. Doch es gibt noch eine Alternativen.
Corona und die Geldanlage: Totgesagte leben länger
Da wäre zum einen das gute alte Sparbuch, das laut Süddeutsche Zeitung keine Minuszinsen ausweisen darf. Im Sparbuchvergleich der FMH finden sich sogar noch sogenannte „attraktive Verzinsungen“ – sie verdienen diesen Namen allerdings nur, wenn man sie mit den inzwischen gängigen Minuszinsen vergleicht.
Eine weitere Überlegung wäre es, Geld, das man auf absehbare Zeit nicht benötigt, auf einem Festgeldkonto zu parken.
Wenn man sich den Festgeldvergleich der FMH ansieht, dann sind bei den TOP-Anbietern fast alles ausländische Banken von Vermittlern vertreten. Die guten Konditionen werden hier oft mit etwas geringeren Sicherheiten erkauft. Wer das nicht will, kann sich auch nur jene Banken zeigen lassen, die ohne Vermittler auskommen. Wichtig ist es aber auch in dieser Konstellation, auf die Einlagensicherung des gewählten Anbieters zu achten. Wer sein Geld außerhalb von Deutschland anlegt, sollte also darauf vertrauen können, dass der Staat, in dem die Bank ihren Sitz hat, in der Lage ist, auch Sparer aus dem europäischen Ausland in vollem Umfang zu entschädigen.
Dafür gibt es das Länderranking von Moodys, das wir in unseren Vergleich integriert haben. Wer sich nur Banken ansehen möchte, deren Länder diesbezüglich ein TOP-Ranking aufweisen, kann seine Ergebnisse mit einem Klick in der Spalte „Länderrating“ neu sortieren. So erhält er eine Liste der besten Festgeldzinsen bei maximal vorstellbarer Sicherheit zum jeweiligen Land der anbietenden Bank.
Welche Festlegungszeit sollte man wählen?
Diese Frage hängt von diversen Faktoren ab. Die Antwort kann von Sparer zu Sparer sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich allerdings erwarten wir, dass es ein paar Jahre dauern wird, bis die Wirtschaft die Krise durch das Coronavirus überwunden hat, eine gewisse Normalität eingetreten ist und sich am Kapitalmarkt wieder höhere Renditen erzielen lassen.
Der Zinsunterschied bei Festgeldkonten mit einem Anlagezeitraum von zwei bzw. drei Jahren ist relativ gering. Neben der Frage, wie lange sie auf das angelegte Geld verzichten können, sollten Sparer sich daher auch die folgende Frage stellen: Werden die Zinsen in zwei Jahren noch niedriger sein als heute? Wenn ja, wäre ein Festgeld für drei Jahre die bessere Entscheidung. Wenn nein, reichen zwei Jahre fest.
Wer sein Geld sogar für fünf Jahre anlegen möchte, erhält zwar nur unwesentlich höhere Zinsen, dafür aber hat er eine längere Zinsgarantie in dieser ungewissen Zeit. Keiner weiß wie sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren verändern, wie sich die Inflation entwickeln oder wie die EZB in den Zinsmarkt eingreifen wird. Viele Fragezeichen, die eine so lange Festlegungszeit rechtfertigen können. Allerdings auch mit der Einschränkung, dass man auf Marktveränderungen in den nächsten zwei oder drei Jahren nicht reagieren kann, weil das Geld eben festgelegt ist.