Girokonto keine gute Idee
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Frankfurt 01.10.2018 –– Die meisten Menschen lassen ihr Guthaben lieber auf dem Girokonto liegen, anstatt es aufs Tagesgeldkonto zu packen – damit sie in keinem Fall in den vermeintlich teuren Dispo rutschen. Wir haben nachgerechnet und festgestellt: Sinnvoll ist das nicht einmal bei den Minizinsen auf dem Tagesgeldkonto.

Der Deutsche ist grundsätzlich sicherheitsliebend. Deshalb würden die meisten aus Angst davor, in den Dispo zu rutschen, selbst größere Beträge auf dem Girokonto unverzinst stehen lassen, anstatt den Hauptteil auf ein verzinstes Sparkonto wie das Tagesgeld oder gar Festgeld zu transferieren. Viele Girokontoinhaber besitzen noch nicht einmal einen Dispo. Dabei ist der gar nicht so schlecht wie sein Ruf – wenn man ihn richtig nutzt.

Girokonto: Immer null Guthabenzins ist teurer als manchmal den Dispo zu nutzen

Die Befürchtung der Dispo-Gegner: Er sei so teuer. Das stimmt auch, die Zinsen liegen im Durchschnitt bei 10%. Allerdings liegt die Inflationsrate aktuell bei 2,2% und daraus ergibt sich ein interessantes Gedankenspiel:

Wer seinen Dispo nutzt, der macht das meist am Monatsende, wenn das neue Gehalt noch nicht da ist, die ersten monatlichen Abbuchungen aber bereits erfolgen oder bei unvorhergesehenen Ausgaben, beispielsweise, wenn die Waschmaschine kaputt geht oder die Kreditkartenabrechnung höher ausfällt als gedacht. Das bedeutet, die Zeitspanne, in der der Dispo genutzt wird, ist in der Regel sehr kurz. Meist sind es nur wenige Tage im Minus, bevor der Dispo wieder ausgeglichen ist. Und fünf Tage mit 1.000 Euro im Minus bei einem Dispozins von 10% pro Jahren wären 1,40 Euro – also durchaus zu verschmerzen.

Deshalb ist es sinnvoller, sein Guthaben auf einem verzinsten Sparkonto zu parken und zu riskieren, dafür ab und zu mal in den Dispo zu rutschen. Selbst ein Tagesgeldzins von nur 0,5% bedeutet zwar bei 1.000 Euro lediglich 5 Euro „Gewinn“ pro Jahr. Aber selbst damit lässt sich ein Dispo für ein paar Tage bequem finanzieren.

Außerdem: Lieber zwei Tage im Minus als hohe Rücklastschriftgebühren

Da der Dispo nur dann Kosten verursacht, wenn er auch genutzt wird, sollte man ihn getrost beantragen. Dann kann man im Fall der Fälle darüber verfügen, ohne erst Gespräche mit der Bank führen zu müssen. Nicht selten geschieht es nämlich, dass bei nicht vorhandenem Dispo eine Lastschrift wegen ein paar Euro oder gar Cent nicht ausgeführt werden kann. Das ist natürlich besonders ärgerlich, da Rückbuchungsgebühren bei mindestens 5 Euro liegen. Für solche Fälle lohnt sich der Dispo allemal.

Auf den Dispozins achten: Knapp 10% sind Durchschnitt, aber unter 6% sind drin.

Wer es richtig lohnend gestalten möchte, sollte bei der Suche nach dem besten Girokonto nicht nur auf die pauschalen Gebühren und Entgelte achten, sondern auch auf geringere Dispozinsen. Wir haben für Sie mal in unsere Datenbank geschaut: Der durchschnittliche Dispozins von über 2.000 erfassten Girokonten hat sich in den letzten 6 Monaten kaum verändert, der Mittelwert liegt knapp unter 10%. Das liegt daran, sagen die Banken, dass sie keine Sicherheit haben und nicht abschätzen können, wieviel Kapital sie für die Dispositionskredite vorhalten müssen. Allerdings erheben einzelne Banken auch Dispozinsen von unter 6% – und das bedeutet, dass die Argumentation nicht stimmen kann und dass es den Banken einfach nur um Marge geht. Vorsichtig sollte man auch bei teureren Premiumkonten sein, die eine relativ hohe monatliche Grundgebühr verlangen und dafür den Dispo um 4 bis 6 Prozentpunkte gegenüber dem Standardkonto verbilligen. Hier heißt es genau rechnen, ob man die Dispoverbilligung wirklich nutzen wird und wenn ja, in welchem Volumen und Zeitraum.

Knietief im Dispo ist keine Option

Zwar kann man davon ausgehen, dass die Bank nur dann einen Dispo gewährt, wenn sie den Kunden nicht als überschuldungsgefährdet sieht. Und auch der Gesetzgeber hält Banken dazu an, Kunden mit dauerhaftem Dispo in günstigere Gefilde, beispielsweise den Ratenkredit umzulenken. Aber ein bisschen Eigenverantwortung von Kundenseite darf erwartet werden: Wer weiß, dass er partout nicht mit Geld umgehen kann, einen Dispo als permanentes Guthaben betrachtet und deshalb regelmäßig ins Minus rutscht, sollte sich selbst vor teuren Zinsen und Überschuldung schützen und daher vielleicht auf den Dispositionskredit verzichten.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
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