EZB erhöht Leitzins / Tagesgeld
Reaktionen auf EZB-Leitzinserhöhung © FGC / Shutterstock

Frankfurt 06.04.2011 –– Falls die Europäische Zentralbank (EZB) am 07. April die Leitzinsen erhöht, bedeutet dies keineswegs, dass auch die Tagesgeld- oder Festgeldzinsen der Banken steigen werden. „Bewegung kommt in den Zinsmarkt nur, wenn die Anleger massenhaft zu Banken mit höheren Zinsen wechseln”, sagt Max Herbst. Bei den Dispozinsen rechnet der Inhaber der FMH-Finanzberatung jedoch mit einer schnelleren Anpassung der Banken.

Die Leitzins-Erhöhung verteuert für die Banken nicht nur die Refinanzierungskosten bei der EZB, sondern zieht auch den Euribor – das ist der Zins fürs Geldleihen unter 57 namhaften europäischen Banken – nach oben. „Doch die Banken sind auf diese Art der Geldbeschaffung gar nicht angewiesen, solange nicht die große Masse der Sparer und Anleger zu Häusern mit höheren Zinsen abwandert”, weiß Max Herbst. Und nach seiner Erfahrung bleiben die meisten Sparer ihrer Bank treu, Der Grund: Sie erwarten irrtümlicherweise, dass wegen der Leitzins-Erhöhung auch die Anlagezinsen bei ihrer Bank steigen werden.

Banken spielen auf Zeit


Das wissen auch die Banken – und warten mit einer Zinserhöhung ab. In der Zwischenzeit können sie sich über ihre Kunden günstiger refinanzieren als über die EZB oder über die Geldleihe bei anderen Banken. Die einzige angemessene Reaktion der Sparer kann nach Herbsts Worten daher nur der Wechsel zu einer Bank  sein, die attraktive und zeitgemäße Zinsen bezahlt. „Davon gibt es genügend – und je früher man dorthin wechselt, umso lukrativer das Angebot”, bringt der Zinsexperte die Sache auf den Punkt.


Kreditzinsen und Margen der Banken steigen


Das Beharrungsvermögen der Sparer führt zudem dazu, dass die Banken an anderer Stelle bequem Geld verdienen. So ist der Euribor der Vergleichsmaßstab für variable Baukredite und Dispozinsen. Steigt er, klettern auch die Zinsen für diese Kreditarten. Dadurch kassieren die Banken höhere Zinsen, ihre Refinanzierungskosten aber bleiben gleich. „Schließlich müssen sie diese Darlehen nicht über den höheren Euribor finanzieren, sondern können auf das Geld gutmütiger Sparer zurückgreifen, die ihr Erspartes weiter auf schlecht verzinsten Konten liegenlassen”, sagt Herbst. Der Effekt: Ihre Gewinne steigen.


Die Banken können die Euribor-Steigerung auch dazu nutzen, die Dispozinsen weiter zu erhöhen, obwohl diese bereits einen Höchststand erreicht haben: „Hier wird sich zeigen, welche Häuser wie gierig sind”, so der FMH-Inhaber. Da der aktuelle Dispozins von vielen Banken erst am Monatsende mit dem Euribor abgeglichen wird, könnte der Anschein entstehen, dass die jeweilige Bank lange überlegt habe, bis sie „gezwungen” war, die Leitzinserhöhung an die Kunden weiterzugeben.


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