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Frankfurt 30.03.2012 –– Die privaten Banken in Deutschland wollen die Garantien für Spareinlagen in den nächsten Jahren deutlich herunterfahren. Doch die Senkung um gut zwei Drittel dürfte nichts daran ändern, dass solche Versprechen zum einen im Ernstfall wertlos sein könnten, zum anderen von den allermeisten Sparern überhaupt nicht benötigt werden. Zinsexperte und FMH-Inhaber Max Herbst erklärt im Interview, warum das EU-weite gesetzliche Sicherungssystem in den meisten Fällen ausreicht, Sparkassen-Banker meist nur die halbe Wahrheit sagen und nicht alle Verbraucherschützer objektiv urteilen.

Frage: Herr Herbst, die Privatbanken in Deutschland wollen bis 2025 die Sicherungsgrenze für Spareinlagen von 30 auf 8,75 Prozent des haftenden Eigenkapitals herabsetzen. Was bedeutet das konkret – sagen wir, am Beispiel der Deutschen Bank?

FMH-Inhaber Max Herbst: Wenn Sie dort mehr als drei Milliarden Euro aufs Tagesgeldkonto legen wollen, muss Sie das beunruhigen. Sonst nicht! Denn so viel Geld wäre, zumindest auf dem Papier, bei der Deutschen Bank auch bei einer Absenkung der Sicherungsgrenze auf 8,75 Prozent immer noch gedeckt – statt der bisherigen elf Milliarden Euro.

Wer legt denn drei Milliarden bei einer Bank an?
Eben! Kein Mensch hat so viel auf der hohen Kante. Und wenn doch einer so viel bei der Deutschen Bank anlegen würde, und das Institut ginge pleite, wäre der Sicherungsfonds wohl nicht in der Lage, das Geld auszuzahlen. Aus meiner Sicht zeigt dies ziemlich deutlich, dass die private Einlagensicherung vor allem zu PR-Zwecken genutzt wird. Zudem wirkt es nicht gerade vertrauensbildend, dass der Bundesverband deutscher Banken als Dachverband der Privatbanken sich über den genauen Betrag ausschweigt, der tatsächlich im Sicherungstopf liegt.

Die Privatbanken nutzen ihre Einlagensicherung also in erster Linie, um im Wettbewerb um Kundengeld zu punkten?
Ich sehe das so. Wesentlich glaubwürdiger wäre es, wenn der private Sicherungsfonds über die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro hinaus Beträge bis zu 250.000 Euro absichern würde, statt sehr, sehr wenigen Anlegern zig Millionen zu garantieren.

Sparkassen: Nur wenige kennen die volle Wahrheit

Was ist mit den Sparkassen?
Die öffentlich-rechtlichen Institute präsentieren sich ja gern als Hort der Stabilität. Im Gegenzug müssen sich die Sparer mit homöopathischen Zinsen bei Tages- und Festgeld zufriedengeben.
Die Sparkassen profitieren derzeit von einer Halbwahrheit. Sie bilden einen Haftungsverbund, der verspricht, keines der Institute pleite gehen zu lassen. Nur: Diesem Verbund gehören neben den Sparkassen und Landesbausparkassen auch die Landesbanken an.

Und von den Landesbanken mussten in der Finanzkrise bekanntlich einige gerettet werden. Sind die Sparkassen dafür aufgekommen?
Eben nicht beziehungsweise nur zum geringen Teil. Für die Bayern LB und die HSH Nordbank hat der Steuerzahler 13 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt, ohne dass die Sparkassen sich beteiligten. Auch bei der West LB und der Landesbank Baden-Württemberg musste oder muss der deutsche Michel kräftig zuschießen. Da ist es fast schon ein Ärgernis, dass ahnungslose Anleger die Sparkassen seit der Finanzkrise mit weiteren 80 Milliarden Euro quasi zugeschüttet haben, weil diese Häuser ja angeblich „so sicher“ sind.

Woran liegt das?
Vielleicht daran, dass die meisten Sparer nicht wissen, dass bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht die gesetzlich vorgeschriebene Einlagensicherung greift, well sich die Institute gegenseitig absichern. Außerdem – und das ist wohl das Glück der Sparkassen – fragt sich offenbar kaum einer, was mit ihnen passiert wäre, wenn nicht einzelne Bundesländer die Rettung der Landesbanken geschultert hätten.

Wer streut, ist auf der sicheren Seite

Denken Sie, dass die gesetzliche Einlagensicherung ausreicht, wonach EU-weit pro Kunde und Bank 100.000 Euro abgesichert werden müssen. Oder müsste hier nachgebessert werden?
Nach Aussagen einzelner Banken verfügen wechselbereite Sparer über ein Volumen von durchschnittlich 17.000 Euro. Wer Beträge anlegen will, die 100.000 Euro überschreiten, kann diese auf mehrere Banken verteilen und kommt so ebenfalls in den Genuss einer vollständigen Einlagensicherung durch das Gesetz. Insofern glaube ich, dass dieses Volumen für die gesetzliche Einlagensicherung ausreicht.

Wie viele Sparer legen denn mehr als 100.000 Euro an?
Nach statistischen Erhebungen aus dem Jahr 2010 haben drei Prozent der Bevölkerung ein Sparguthaben von über 100.000 Euro. Zum Vergleich: 26 Prozent der Bundesbürger haben demnach weniger als 1000 Euro auf der hohen Kante.

Verbraucherschützer messen mit zweierlei Maß

Ein viel gelesenes Verbrauchermagazin hat kürzlich betont, „das gute Angebot der BIGBANK aus Estland“ nicht in seine Auswertungen aufzunehmen. Man traue der estnischen Einlagensicherung nicht zu, „eine Pleite der Bank zu schultern“, hieß es zur Begründung. Was sagen Sie dazu?
Ich weiß nicht, woher die Verantwortlichen bei „Finanztest“ ihre Hintergrundkenntnisse nehmen, um das Sicherungssystem Estlands zu beurteilen. Meines Erachtens wird hier mit zweierlei Maß gemessen; zudem werden Fakten ignoriert. Tatsache ist: Wir haben eine EU-weite gesetzliche Einlagensicherung – und die gilt bei diesem EU-Mitglied genau so wie in Frankreich oder Großbritannien. Außerdem wird übersehen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Estlands im Jahr 2011 um rund acht Prozent wuchs und die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP bei sieben Prozent liegt. Zum Vergleich: Deutschlands Schuldenquote liegt bei 83 Prozent.

Empfehlen Sie also, Geld in Estland anzulegen?
Dazu gebe ich keine Empfehlung ab, denn das muss jeder für sich entscheiden. Unsere Aufgabe als FMH-Finanzberatung ist es, dafür zu sorgen, dass man erfährt, dass es solche Angebote gibt. Wer auf www.fmh.de vorbeischaut, kann sicher sein: Eine Zensur gibt es bei uns nicht.

Vielen Dank

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