Keine Aussicht auf höhere Tagesgeldzinsen Liebe Sparer, Ihr müsst etwas tun!
–– Die deutschen Sparer haben sich offenbar in ihr Schicksal gefügt und akzeptieren, dass Banken Jahr für Jahr einen Teil ihres Ersparten vernichten. Das ist erstaunlich. Denn es gäbe eine Menge Möglichkeiten, den Schaden zumindest zu minimieren.
Banken in Deutschland zahlen ihren Tagesgeld-Kunden im Mittel gerade einmal noch 0,02 Prozent Zinsen. Das ergibt eine Auswertung der FMH-Finanzberatung unter 613 Banken. Dieser Wert ist erschreckend niedrig, wenn man bedenkt, dass die Inflationsrate inzwischen zwischen 1,4 bis 1,8 Prozent pendelt. Sparer schmälern durchs Geldanlegen also ihr Vermögen, statt es zu vermehren.
Dennoch scheint es, als hätten sich die Kunden mit den kärglichen Erträgen abgefunden. Viele scheuen offenbar auch den Wechsel zu einer Bank, die wenigstens ein bisschen mehr bietet. Anders ist es kaum zu erklären, warum die meisten Sparer in Deutschland sich mit einem Tagesgeldkonto oder Sparbuch zufriedengeben, dass ihnen so gut wie keine Zinsen bringt.
Die Großzügigsten unter den Geizigen
Bei den Direktbanken liegt der mittlere Zins auf Tagesgeld immerhin bei 0,18 Prozent. Spitzenreiter für Neukunden ist aktuell die HSH Nordbank über den Vermittler Zinspilot, die diesen Zinssatz sowohl Neu-als auch Bestandskunden anbietet. Die ING-DiBa zahlt Neukunden für vier Monate immerhin 0,75 und anschließend 0,1 Prozent. Im Vergleich zu den vielen anderen Banken mit 0,02 Prozent und weniger, ist dies fast schon ein echtes Zinsangebot.
Wer 50.000 Euro bei der HSH Nordbank anlegt, hat nach einem halben Jahr immerhin 50.200 Euro auf dem Konto. Bei der ING-DiBa sind es nach sechs Monaten (Wechsel nach vier Monaten von Neukunden in Bestandskunden) immerhin noch 50.133 Euro. Zum Vergleich: Wer dieselbe Summe bei einer Sparkasse mit 0,02 Prozent anlegt, dessen Kontostand beträgt nach sechs Monaten gerade einmal 50.005 Euro.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Fairerweise muss man sagen, dass auch regionale Banken vereinzelte Tagesgeldkonten mit 0,2 oder 0,25 Prozent Zinsen anbieten. Die große Masse (400 Institute von 613) liegt jedoch bei 0,01 Prozent und weniger, gefolgt von 50 Anbietern zwischen 0,01 und 0,1 Prozent und weiteren 25 Banken, die mit Zinsen zwischen 0,11 und 0,8 Prozent glänzen.
Bei den übrigen 138 der von der FMH beobachteten Regionalbanken sind die Zinsen buchstäblich unter die Wahrnehmungsschwelle gesunken: Zwischen Ende Dezember 2017 und April 2018 haben rund einhundert Regionalbanken ihr Tagesgeldangebot eingestellt bzw. verzinsen erst ab einem Anlagebetrag von 5.000 Euro mit 0,01 Prozent.
Unterschätzte Verlustbringer
Immer wieder gibt es auch Banken, die die Negativzinsen der Europäische Zentralbank (EZB) an ihre wohlhabenden Kunden weitergeben. Das ist zwar noch immer ein Novum. Doch wenn einzelne Institute eine solche Parkgebühr fürs Geld verlangen, dürfte dies nur die wenigsten Sparer betreffen und die meisten von ihnen akzeptieren dies sogar. Sie schätzen meist die Anlagesicherheit und Flexibilität der Tagesgeldanlage und entscheiden sich daher bewusst für diese Anlageform und nicht für Aktien oder Anleihen.
Die zum Teil erheblichen Kontoführungsgebühren einzelner Banken und Sparkassen hingegen sind für viele Sparer ausgesprochen schmerzhaft und treffen vor allem jene mit schmaleren Anlagesummen. Wer 5.000 Euro bei einer dieser Banken anlegt, keine oder fast keine Verzinsung erhält, und dann auch noch drei bis fünf Euro Gebühren pro Monat zahlen muss, der rutscht richtig ins Minus. Am Ende des Jahres fehlen 36 bis 60 Euro auf dem Konto. Bei 5.000 Euro Anlagebetrag und 60 Euro Kontogebühr macht das eine Minusrendite von 1,2 Prozent. Im Vergleich zu den 0,4 Prozent, die andere Banken von Großanleger fordern, ist das ein wahrlich herber Verlust. In den meisten Fällen erschließt es sich nicht, warum die Gebühren so hoch ausfallen. Eine Ausnahme bildet die EthikBank. Zu deren Ehrenrettung sei gesagt, dass sie tatsächlich eine andere Anlagepolitik betreibt als viele Wettbewerber. Auch verfolgt sie das Ziel, über klare Gebührenstrukturen den Bankbetrieb zu steuern. Von daher sind die Kosten zumindest nachvollziehbar.
Fazit: Solange die EZB die Anleihekäufe nicht stoppt, die Leitzinsen nicht erhöht und den Negativzins von 0,4 Prozent nicht zurücknimmt, solange wird sich bei den meisten Tagesgeldangeboten kaum etwas tun. Sparer, die sich mit dauerhaften Verlusten durchs Sparen nicht abfinden (oder diese wenigstens minimieren wollen), sollten daher entweder per Tagesgeldvergleich nach den lukrativsten Angeboten suchen oder (einen Teil) ihres Ersparten in andere Anlageformen stecken.