Bausparen Tagesgeld Minuszinsen
Weshalb nur geben sich Anleger mit Minuszinsen zufrieden? © khosrork / Adobe Stock

Frankfurt 10.01.2020 –– Zinsen aufs Ersparte? Das war einmal. Bei Tagesgeldkonto und Bausparvertrag können Kunden heute schon froh sein, wenn sie keine Verluste einfahren. Dabei könnten Banken und Bausparkassen durchaus kundenfreundlichere Produkte anbieten, wenn Sparer mehr Druck machen würden. Doch die setzen eher auf die Sicherheit der Geldanlage als deren Rendite. So lange das so bleibt, wird es auch keine höheren Zinsen – oder zumindest Renditen – geben.

Sparen im Jahr 2020 muss man sich leisten können: Bei den 640 betrachteten Banken in der FMH-Datenbank liegt der durchschnittliche Zins beim Tagesgeld mit 0,007 Prozent zwar noch knapp im Plus. Das aber ist vor allem einigen Ausreißern geschuldet, etwa der Renault Bank oder Opel Bank. Sie schütten noch bis zu plus 0,3 Prozent an Tagesgeld-Zins aus. Der allgemeine Trend geht jedoch in eine andere Richtung.
Statt das Geld der Anleger zu mehren, verlangen Banken immer häufiger einen Minuszins oder sogenannte Verwahrentgelte dafür, dass sie das Ersparte ihrer Kunden auf dem Tagesgeldkonto lagern. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Sparer müssen dafür bezahlen, dass sie ihr Geld statt im Sparstrumpf als Guthaben auf dem Tagesgeldkonto der Bank ihres Vertrauens parken.

Ähnlich traurig ist die Entwicklung beim Bausparen. Zwar gibt es hier auf den ersten Blick noch keinen Minuszins: Der durchschnittliche Zinssatz laut FMH-Datenbank liegt noch immer bei plus 0,26 Prozent und ist damit deutlich höher als beim Tagesgeld. Dieser vermeintlich positive Befund wird allerdings durch diverse Entgelte und Gebühren wieder wettgemacht. Die Details hierzu lassen sich im Kontoverlauf des FMH-Bausparvergleichs leicht nachvollziehen.

Bausparen und Tagesgeld: Die Entwicklung der Zinsen in den vergangenen 20 Jahren

Bausparen Tagesgeld: Entwicklung letzte 20 Jahre
© FMH-Finanzberatung / FMH-Finanzberatung


Bereits zu Beginn der Vertragslaufzeit rutschen Bausparer immer ins Minus. Schuld an diesem Phänomen ist die Abschlussprovision von einem bis 1,6 Prozent für die Vermittler des Bausparvertrags. Zusätzlich verlangt fast jede Bausparkasse eine jährliche Service-Gebühr von zwölf bis 15 Euro. Sie wird unabhängig von der Bausparsumme dafür erhoben, dass die Bausparkasse das Konto führt und dem Kunden bei Bedarf auch einmal eine Frage beantwortet.

Auf lange Sicht bedeutet das allerdings auch, dass Bausparer trotz der etwas umfangreicheren Zinsgutschriften nicht besser dastehen als Verbraucher, die ein Tagesgeldkonto besitzen und statt ihr Guthaben zu mehren, einen Negativzins an die Bank zahlen müssen: Bei bis zu 0,15 Prozent Bausparzins, 15 Euro Gebühr pro Jahr und einem Prozent Abschlussprovision stehen die Kunden der Bausparkassen nach acht bis 10 Jahren Ansparzeit ebenso gut (oder schlecht) da wie Verbraucher, denen in dieser Zeit ein Zinssatz von minus 0,5 Prozent beim Tagesgeld abgezogen wurde.

Dass solche Angebote nicht besonders rentabel sind, bedarf keiner weiteren Erwähnung. Der Beliebtheit von Tagesgeld und Bausparverträgen tun die negativen Renditen trotzdem keinen Abbruch. Schuld daran ist wahrscheinlich der (urdeutsche) Wunsch nach (Planungs)-Sicherheit: Sollte der Zins der Banken für die spätere Baufinanzierung bei Zuteilung des Bausparvertrags deutlich höher sein als heute, haben sich Bausparkunden durch ihren Langmut zumindest vorteilhafte Konditionen für ihr Bauspardarlehen gesichert.

Wer einfach nur für schlechte Zeiten sparen will, legt in Deutschland oft mehr Wert auf Sicherheit als auf den Zinssatz – und zweigt in Zeiten schwindender Erträge einfach mehr Geld ab, um niedrige oder gar negative Renditen auszugleichen.

Weniger Alternativen für Bausparer als für Kunden der Banken

Zwar halten die meisten Sparer die Füße still und liebäugeln allenfalls mit Tagesgeld- oder Festgeld-Angeboten im europäischen Ausland. Doch selbst wenn ein Kunde mal über die niedrigen Zinsen murren sollte, haben deutsche Banken Handlungsspielraum: Statt der sicheren Geldanlage können sie Verbrauchern auch renditestärkere, wenn auch riskantere Produkte verkaufen – und dafür sogar noch Provisionen kassieren.

Diese Möglichkeit haben die Bausparkassen nicht. Mehr Kundenfreundlichkeit wäre aber auch bei Wüstenrot & Co. machbar: Zwar können sie aktuell nicht die besten Zinsen bieten, dafür könnten sie aber ihren Vertretern bei Abschluss des Bausparvertrags nur die eine Hälfte der Provision zahlen und die zweite Hälfte erst dann fällig stellen, wenn der Kunde das Bauspardarlehen tatsächlich beantragt. Damit würde zugleich ein Leistungsanreiz in der Vertragsgestaltung verankert: Wer einen Kunden gut berät, verdient die volle Provision, wer mit seinen Prognosen und Aussagen hingegen daneben lag, muss sich mit 50 Prozent bescheiden.

Juristisch ließe sich ein solches Modell für Bausparer vermutlich recht problemlos aufsetzen. Zudem wäre sichergestellt, dass die Zins-Zahlungen der Bausparkassen nicht dauerhaft mit dem Minuszins beim Tagesgeld gleichzieht – oder gar hinter ihm zurückfällt. Zweifeln darf man daran, dass die große Masse der Vertreter von der eigenen Arbeit so überzeugt ist, dass sie einen Teil ihres Provisionsanspruchs in die Zukunft verschiebt. Die FMH-Finanzberatung findet jedoch: Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert!

Fazit: Wer über Minuszinsen klagt, sollte seinen Unmut auch kundtun – nicht durch Lamentieren, sondern durch aktive Handlung – und zu lukrativeren Anbietern und Geldanlagen wechseln. Wer eine sichere Geldanlage bevorzugt, sollte das beste Tagesgeldkonto oder auch ein gut verzinstes Festgeld wählen. Allerdings werden die spannenden Angebote weniger bei deutschen Instituten zu finden sein, sondern bei europäischen Banken mit deutscher Filiale. Selbst die erweiterte deutsche Einlagensicherung ist je nach Anbieter nicht ausgeschlossen. Risikofreudigere Anleger mit dem Wunsch nach Rendite sollten sich mit dem Wertpapiersparen auseinander setzen. Und Bausparen lohnt sich aktuell allerhöchstens für Sparer, die später mit dem Ersparten tatsächlich eine Baufinanzierung oder Modernisierung anstreben. Würden Kunden hierzulande aktiver werden und sich durch Produktwechsel gegen die Negativzinsen wehren, wären Banken und Bausparkassen auch eher zum kundenfreundlichen Handeln bereit.

» Die besten Tagesgeldzinsen: Neben den besten Zinsen finden Sie auch Infos zur Einlagensicherung und Neukundengewinnung.

» Alle Bauspartarife auf einen Blick – basierend auf den Angaben in den Allgemeinen Bausparbedingungen der Bausparkassen.

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