FMH Award 2016 Podiumsdiskussion
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Frankfurt 25.01.2016 –– Welche Folgen hat die Digitalisierung für die Baufinanzierung durch Banken und Vermittler? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussion beim FMH-Award 2016. Klarer Konsens der Profirunde: Der Kunde wird mehr Macht bekommen.

In seinem Impulsvortrag stellte Jens Honigmann von der ING-DiBa AG klar: „Es gibt viele Wege, die Vergabe von Baudarlehen zunehmend digitaler zu gestalten“, so der Abteilungsdirektor Business Management Baufinanzierung. Erfolg dürften aber vor allem jene Anbieter haben, die den Kunden, nicht die Technik in den Vordergrund rücken. Deshalb werde es keinesfalls reichen, „den Kreditvertrag aufs Smartphone zu packen, weil dies komplett an den Kundenbedürfnissen vorbeigeht.“

Die ING-DiBa setzt aus diesem Grund auf Technologien, die den Kunden „mehr Convenience und Selbstbestimmung“ bieten und zugleich die Wertschöpfung für die Bank optimieren, indem Abläufe verbessert und Kosten gesenkt werden. Nach Honigmanns Worten zählen dazu etwa auch die Live-Beratung am Telefon oder PC, die Video-Legitimation bei Neukunden oder die sofortige Auszahlung (von Teilen) des Darlehens per Mausklick durch den Kunden.

Werden aus Anbietern bald Wunscherfüller?

Dr. Stefan Kohler von der Allianz Lebensversicherungs-AG sieht durch die Digitalisierung eine „Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager“ angestoßen. Baufinanzierer würden immer mehr zum Wunscherfüller, so der Leiter Fachbereich Baufinanzierung in der anschließenden Diskussion – eine Ansicht, die Stefan Kennerknecht, ab 1. Februar Vorstandsmitglied der Europace AG, teilt: „Der Kunde hat inzwischen viel mehr Macht“. Gleichzeitig seien Banken, Versicherungen und Vermittler durch die Digitalisierung in der Lage, noch viel effizienter zu werden.

Fintech schafft neue Möglichkeiten

Möglich machen dies sogenannte Fintech-Unternehmen. Diese Start-Up-Firmen, die mittels Financial Technology (Fintech) viele Prozesse bei Geldanlage und Kreditvergabe digitalisieren wollen, betrachtet Dieter Pfeiffenberger von der Deutsche Postbank AG nicht vorrangig als Konkurrenz für die etablierte Branche. „Der ökonomische Zweck der Digitalisierung ist es, neue Kunden zu gewinnen und die Kosten zu senken – dem verschließen wir uns nicht“, so der Bereichsvorstand Immobilienfinanzierung. Die Technologie der jungen Fintech-Unternehmen sieht er daher auch als potenzielle Unterstützung.

Waffengleichheit ist wichtig

Kippen könnte dieses Szenario jedoch, wenn vorrangig etablierte US-Unternehmen wie Apple oder Amazon in diesen Markt eintreten oder entsprechende Unternehmen finanzieren, so Allianz-Mann Kohler. Wegen der regulatorischen Grenzen, die das deutsche Recht setzt, wären die Banken und Versicherungen unter diesen Umständen im Vergleich zu großen Fintechs benachteiligt. Nach Pfeiffenbergers Worten dürfte es für etablierte Baufinanzierer aber auch wenig Sinn ergeben, kleine Fintech-Unternehmen zu kaufen, da dann auch für sie wieder strengere Vorschriften gelten würden. Sinnvoller sei daher Kooperation, wie auch Honigmann meinte.

Kommunikation auf allen Kanälen

Konsens der Runde war: Die Kunden müssen nicht befürchten, dass ihnen künftig nur noch der digitale Kanal für die Baufinanzierung offen stehen wird. Stattdessen werden die „Großen der Branche“ voraussichtlich eine sogenannte Omni-Kanal-Strategie fahren, um möglichst jeden potenziellen Kunden zu erreichen. Gleichzeitig werden sich die Gewichte hin zur digitalen Kommunikation verschieben, da dies der nachwachsenden Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, selbstverständlich erscheint. Belange des Datenschutzes werden nach Kennerknechts Einschätzung dabei eine zunehmende geringere Rolle spielen – insbesondere falls US-Unternehmen in den Markt drängen.

Wer nicht agiert, verliert

Wird die Digitalisierung auch zu einer Konzentration unter den Anbietern führen? Honigmann sieht eine Marktbereinigung, aber kein Oligopol voraus. Der Grund: „Es werden neue Anbieter auf den Markt kommen.“ Die Digitalisierung wird nach Einschätzung der Gesprächsrunde auch die Baugeldvermittler treffen, aber nicht ihre Zukunft untergraben, sofern sie sich anpassen an den Imperativ, der Gesellschaft und Wirtschaft seit einigen Jahren prägt: „Anytime, anywhere“ – auf deutsch: „Jederzeit und überall“. Wer sich daran nicht hält, dürfte das erleben, was Honigmann den Zuschauern ins Gedächtnis rief: „Entweder man geht mit der Zeit oder man geht mit der Zeit.“

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