Restschuldversicherung Unsicherheit Ratenkredit
© ArtFamily / Fotolia

Frankfurt 20.03.2015 –– Um Darlehen zu verkaufen, müssen sich Geldhäuser derzeit dem Marktumfeld anpassen: Hohe Zinsen für Ratenkredite sind da nicht mehr drin. Verdienen lässt sich trotzdem gut. Zum Beispiel mit dem Verkauf fragwürdiger Versicherungen.

Es klingt erst einmal sinnvoll: Können Kreditnehmer wegen Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Tod ihre Raten nicht mehr begleichen, übernimmt eine Restschuldversicherung die ausstehenden Zahlungen. Damit, so das Versprechen der Banken, leisten die Policen einen echten Beitrag zu Existenzsicherung.

Zum Nulltarif sind die so gepriesenen Sicherheiten allerdings nicht zu haben. Die Versicherungsprämie erhöht als Einmalprämie die Nettokreditsumme und ist mit den Kreditraten zu bedienen – ohne, dass die Banken die zusätzlichen Ausgaben in den Effektivzins einpreisen müssten. Ein Verwirrspiel mit fatalen Folgen. Denn der vermeintlich günstige Ratenkredit wird dadurch schnell zur Kostenfalle – vor allem für ältere Kunden mit höheren Ausfallrisiken.

Tricksen und Tarnen

Bei Online-Angeboten entsteht zum Teil sogar der (falsche) Eindruck, dass Darlehen und Versicherung untrennbar miteinander verbunden sind – ein Kreditabschluss also ohne Police nicht möglich ist: In den Masken der Online-Anbieter ist meist standardmäßig ein Häkchen im Feld „Restkreditversicherung“ gesetzt. Kunden, die darauf verzichten wollen, müssen diese Vorbelegung also aktiv wegklicken.

Auch im klassischen Filialgeschäft tun Banken viel dafür, die Versicherungen an den Kunden zu bringen. Die Berater Vorort sind geschult, die Vorteile der Produkte besonders intensiv anzupreisen. Doch erhalten Kunden für ihr Geld wirklich die erhoffte Sicherheit, dass ihr Kredit auch in schwierigen Zeiten des Lebens problemlos weiterläuft?

Immense Unterschiede

Die FMH-Finanzberatung hat sich die Mühe gemacht und verschiedene Restschuldangebote eingeholt. Auffallend waren zunächst die immensen Preisunterschiede. Da die Leistungen nahezu identisch sind, muss man fast unterstellen, dass eine Bank von der Versicherung mehr, die andere weniger Provision verlangt.

Wie weit die Angebote auseinanderliegen, lässt sich am Fall einer klassischen Risikoversicherung ohne Zusatzvereinbarungen verdeutlichen. Wir haben uns zwei verschiedene Szenarien zur Absicherung eines Kredits über 10.000 Euro angesehen (siehe Tabelle). Will ein 35-jähriger Kunde seinen vorzeitigen Tod versichern, variieren die Kosten (bei einer Laufzeit von 36 Monaten) zwischen 65 und 303 Euro. Ein 55-jähriger Kreditnehmer zahlt – bei 72 Monaten Kreditlaufzeit – zwischen 260 und 1.616 Euro für dieselbe Leistung.

Würden die Mehrkosten in den Effektivzins eingearbeitet, müssten die Banken statt fünf Prozent einen Effektivzins von 5,45 Prozent, beziehungsweise im Extremfall von 10,74 Prozent ausweisen.

Und es geht noch teurer. Dann nämlich, wenn Kunden sich zusätzlich gegen Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit (längere Krankheit) versichern wollen. Für den 55- jährigen mit 72 Monaten Laufzeit erhöht sich die monatliche Rate in diesem Fall von 161 auf 237 Euro. Unterstellt wird dabei wie in fast allen Angeboten, dass der Versicherungsbeitrag als Einmalprämie in Höhe von stolzen 4.770 Euro den Kreditbetrag erhöht.. Das treibt den Effektivzins von fünf auf unvorstellbare 21,44 Prozent. Eigentlich müsste die Bank seinen Kreditzins etwas verbilligen, von zum Beispiel fünf auf vier Prozent, denn schließlich ist auch die Bank durch die Police gegen einen möglichen Kreditausfall abgesichert.

Trügerische Sicherheit

Die horrenden Kosten sind umso befremdlicher, als die Gegenleistung der Versicherer mehr als mäßig ausfällt. Nicht nur, dass die meisten Anbieter Kunden nach Vertragsschluss ein viertel Jahr warten lassen, bevor sie irgendwelche Leistungen in Anspruch nehmen dürfen. Auch in den ein bis drei Monaten nach Eintritt des Leistungsfalls fließt – sowohl bei Krankheit als auch bei Arbeitslosigkeit – meist kein Geld(sogenannte Karenzzeit). Zudem sind längere Phasen der Erwerbslosigkeit durch die Versicherung nur selten abgedeckt: Wer binnen eines Jahres keinen neuen Job findet, hat in der Regel Pech gehabt. Die Leistungspflicht endet in vielen Verträgen nach 12 Monaten.

Weiteres Ärgernis: Kunden, die ihre Versicherung später wieder kündigen, erhalten auf ihren Kredit nur einen Teil der gezahlten Einmalprämie gutgeschrieben. Die eingearbeitet Provision hingegen sind unwiederbringlich verloren.

Tipp: Wer noch keine kostengünstige Risiko-Lebensversicherung abgeschlossen hat, kann das für wenig Geld bei Direktversicherungen tun – zu deutlich besseren Konditionen als im Rahmen der Restschuldversicherung. Lediglich für besonders vorsichtige Kunden oder jene, die extreme finanzielle Belastungen auf sich nehmen, kann eine Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und eventuell auch längere Krankheiten Sinn machen. In jedem Fall sollten Interessenten in diesem Fall die Konditionen der unterschiedlichen Anbieter akribisch und als Komplettangebot vergleichen.

Für Testzwecke können hier alle Rechner aufgerufen werden. Wird auf der richtigen Seite dann nicht mehr angezeigt.
geschaeftskonten kreditkarten riester tagesgeld sparbuch ratenkredit festgeld forward giro immobilienkredit hypothek bausparen depotbank ansparplan zuwachssparen

Die besten Ratenkredite für



Was derzeit gelesen wird

    FMH Artikel Archiv