Rueckspiegel

Frankfurt 17.12.2012 –– Für Sparer und Anleger werden die vergangenen Monate nicht eben als Jubeljahr in die Geschichte eingehen. Im Gegenteil: 2012 sanken die Anlagezinsen im Jahresverlauf auf breiter Front. Zu verdanken ist dies der Europäischen Zentralbank (EZB), die im Winter die Banken mit Krediten in Höhe von einer guten Billion Euro beglückte und im Jahresverlauf die Leitzinsen auf den jetzigen Tiefststand von 0,75 Prozent senkte. Seither sind Banken weniger auf Kundengeld angewiesen.

Unser FMH-IndeX, der die Angebote maßgeblicher Banken erfasst und kurzfristige Werbeaktionen ignoriert, zeigt es deutlich: Sowohl beim Tages- und beim einjährigen Festgeld als auch bei den Sparbriefen mit einer Laufzeit von fünf Jahren weist der Trend seit Januar kontinuierlich nach unten. So ist der Zins für langfristige Anlagen um einen Prozentpunkt von 2,74 auf 1,74 Prozent gefallen. Beim Festgeld müssen sich Sparer nun mit einem knappen Prozent zufriedengeben; das sind gut 0,9 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Und beim Tagesgeld – einer Anlageart, bei der relativ rege Konkurrenz herrscht – sank der FMH-IndeX-Zins um immerhin 0,7 Prozentpunkte.

Verantwortlich für die niedrigeren Anlagezinsen ist in erster Linie die Europäische Zentralbank. Die EZB hatte am 8. Dezember 2011 den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld beschaffen können, um 0,25 Punkte auf 1 Prozent gesenkt. Am 5. Juli dieses Jahres folgte die zweite Zinssenkung unter der Präsidentschaft von Mario Draghi auf 0,75 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Bestehen der EZB.

1.019 Milliarden Euro für Hunderte von Banken

Zudem gewährte die Zentralbank mehreren hundert Geschäftsbanken im Dezember 2011 sowie im März 2012 Kredite mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren. Abgerufen wurden insgesamt 1,019 Billionen – also 1.019 Milliarden! Die Banken zahlen für die Darlehensdauer den durchschnittlichen Leitzins (damals 1 %, jetzt 0,75 %), wobei sie den Kredit nach Ablauf eines Jahres komplett tilgen können. Eher unbeachtet blieb, dass die Mindestreserve, die die Institute bei der EZB halten müssen, von ohnehin geringen zwei Prozent auf ein Prozent halbiert wurde. Auch das verschaffte den Banken zusätzliche Liquidität – und Unabhängigkeit.

Viele Spitzenanbieter behaupten ihre Position

Fazit für Sparer: Nachdem bis in den Herbst/Winter 2011 die Zinskurven für Tages- und Festgeld nach oben wiesen, ging es 2012 zeitig bergab. Die Spitzenanbieter fürs einjährige Festgeld etwa verringerten die Zinsen von rund drei Prozent auf nun zwei Prozent. Gleichwohl liegen Isbank, Garantibank und Denizbank noch immer einen guten Prozentpunkt über dem Wert des FMH-IndeX von 0,96 Prozent. Sehr ähnlich sieht die Situation beim Tagesgeld aus: Die Spitzenangebote, die Anfang des Jahres zwischen 2,6 und 2,85 Prozent lagen, bringen nun 1,8 bis 2,1 Prozent. Auch bei dieser Anlageart behaupten die betreffenden Banken – etwa Moneyou, NIBC direct und Cortal Consors – ihre Top-Positionen. Dennoch fällt auf, dass die Zinsen der Spitzenanbieter in stärkerem Maß gefallen sind als der Index.

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Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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