Steigende Kosten beim Girokonto Die Neujahrsgeschenke der Banken
–– … bestehen 2017 meist in noch höheren Kontogebühren, fragwürdigen Lockangeboten und fein orchestrierten Showeinlagen zum Abgreifen von Kundendaten. Warum also wagen nicht mehr Verbraucher den Kontowechsel?
Ihre Neujahrsvorsätze haben etliche Filialbankmanager schon in die Tat umgesetzt – und bei Giro-Kunden kräftig an der Kostenschraube gedreht. Zwar ist das nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, etwa, weil die monatliche Kontoführungsgebühr sehr gering ist. Doch was nützt das dem Kunden, wenn er dafür jeden einzelnen Vorgang extra zahlen muss? Die Frankfurter Sparkasse etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, verlangt pro Gut- und Lastschrift stolze 35 Cent.
Aus Sicht der Banken ist dieses System natürlich eine feine Sache: Sie verdienen stetig Geld mit dem Leben ihrer Kunden – wenn deren Gehalt auf dem Konto eingeht, Mieten abgebucht werden oder sie im Supermarkt per EC-Karte zahlen. Zudem lassen sich mit minimalem Aufwand maximale Mehreinnahmen erzielen: Bei nur einer Million Kunden liegt das Plus zum Beispiel bei 20 Millionen Euro, wenn die Bank mitteilt, dass sie für die Kreditkarten ab sofort 30 statt, wie bislang, zehn Euro pro Jahr verlangt.
Für Kunden sind solche Modelle vor allem ein guter Grund, den Anbieter zu wechseln. Gleiches gilt für eine weitere, bei Banken sehr beliebte Gebührenvariante: die Kontoführungs-Flatrate. Auch für diese Modelle verlangt mancher Anbieter seit Jahreswechsel deutlich mehr Geld. Gebühren von 15 bis 18 Euro pro Monat sind keine Seltenheit. Dafür, so werben die Banken, können Kunden dann so viele Transaktionen vornehmen, wie sie wollen. Weder Online-Banking, noch die Nutzung von Geldautomat, Kontoauszugsdrucker, SB-Terminal kosten extra. Sogar die Kreditkarte ist für diesen Preis inklusive. Das klingt erst einmal großzügig. Doch in der Regel dürfte der „All-inclusive-Vorteil“ bei der Bank und nicht beim Kunden liegen. In jedem Fall erfordern Flatrate-Konten einen noch besseren Vergleich, der möglichst genau das eigene Kontoverhalten abbildet – die Detail-Analyse unseres FMH-Girovergleichs fragt deshalb sehr genau nach der persönlichen Kontonutzung.
Eine (fast) postfaktische Beziehung
Angesichts der Gebührenpraxis der Filialbanken sollte man meinen, dass die Kunden den Direktbanken buchstäblich die Tür einrennen. Dort nämlich gibt es noch immer Gratiskonten – teils sogar mit einer Prämie für die Kontoeröffnung.
Beeindruckende Wechselwellen sind bislang aber nicht zu beobachten. Warum aber halten Kunden ihrer Bank die Treue, obwohl sie ohne Qualitätseinbuße 100 bis 200 Euro im Jahr sparen könnten? Da der Gesetzgeber den Kontowechsel deutlich erleichtert hat und Banken verpflichtet sind, scheidende Kunden beim Übertritt zu unterstützen, gibt es eigentlich nur eine Erklärung: Offenbar vermitteln die Geldhäuser das Gefühl, diesen Preis wert zu sein.
Wie das geht, zeigt eindrucksvoll die Frankfurter Volksbank. Hier müssen sich Neukunden für eine Kontoeröffnung einen Beratungstermin geben lassen. Eine gute Show. Die Botschaft lautet: Jeder Kunde ist uns wichtig. Dass es in Wahrheit darum geht, Informationen abzugreifen um Versicherungen und andere Geldanlagen verkaufen so können, steht auf einem anderen Blatt.
Im Zeitalter des Postfaktischen muss man eben kreativ werden, damit die Kunden auch weiterhin überhöhte Gebühren zahlen.