Strategien für konservative Anleger Die Inflation frisst die Anlagerendite – was ist nun zu tun?
–– Die Zinsen sind im Keller, die Inflation zieht an. Keine gute Kombination für Sparer, die auf sichere Fest- und Tagesgeldanlagen setzen. Das nutzen einige Berater, um Panik zu schüren und die Angst vor dramatischen Verlusten zu befeuern. Dazu aber besteht kein Anlass.
Die Inflation in der Eurozone ist endlich dort angekommen, wo die Europäische Zentralbank (EZB) sie haben wollte. Bei zwei Prozent. Wer nun auf eine schnelle Zinswende hofft, wird allerdings enttäuscht. EZB-Chef Draghi wartet lieber noch ab, ob die Teuerungsquote sich beim besagten Wert auch wirklich verfestigt. Erst wenn das der Fall ist, wollen die Verantwortlichen über Folgemaßnahmen nachdenken.
Diese Politik beschert Sparern seit Jahren kärgliche Renditen. Betroffen sind vor allem jene, die, wie die meisten Deutschen, auf sichere Geldanlagen wie Tages- oder Festgeldkonten setzen.
Pessimistischer Blick in die Zukunft
Wie dramatisch die Lage wirklich ist, darüber kann man jedoch geteilter Meinung sein. Glaubt man dem „Realzins-Radar“, den die comdirect bank vor einigen Tagen veröffentlich hat, haben deutsche Sparer allen Grund zur Panik.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass deutsche Anleger in den kommenden 20 Jahren im Durchschnitt 14.000 Euro realen Anlageverlust erleiden werden. Das sind 413 Euro pro Person und Jahr. Der Grund: In den typisch deutschen Anlagefeldern – Tagesgeld, Spareinlagen und etwas Festgeld – dürfte die Verzinsung laut der Erhebung niedriger sein, als die Inflationsrate.
Die Bank legt der Erhebung den aktuellen Abstand von Zinserträgen zur Inflation zugrunde und nimmt das Anlagekapital laut Bundesbankzahlen von 2,1 Billionen Euro als Basis.
Perspektive statt Panik
Wir von der FMH-Finanzberatung sehen den Verlust nicht ganz so gravierend, weil wir nicht davon ausgehen, dass die derzeitige hohe Differenz zwischen Anlagezinsen und Inflationsrate dauerhaft bestehen bleibt. Anders ausgedrückt: Bleibt es bei der aktuellen Inflation, oder steigt die Teuerungsquote sogar noch weiter, dann wird irgendwann auch die EZB reagieren.
Es gibt allerdings ein Problem. Die Politik. Längst nicht alle Euro-Staaten haben ein Interesse an höheren Zinsen, Im Gegenteil. Gerade für die Sorgenkinder mit hohen Schulden sind die niedrigen Zinsen ein Segen. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass diese Staaten ihren Einfluss geltend machen – und dafür sorgen, dass die Zinssteigerungen moderater ausfallen, als dies möglich wäre.
Das Schicksal selbst in die Hand nehmen
Für Sparer ist das keineswegs eine Katastrophe. Sie haben heute und auch in Zukunft durchaus die Möglichkeit, ihre Renditen zu steigern – sie müssen nur unsere Zinsvergleiche nutzen und die Konditionen unserer Spitzenreiter mit denen ihrer Hausbank vergleichen. Unterschiede von bis zu 0,8 Prozentpunkte beim Tagesgeld mit deutscher Einlagensicherung und 0,7 Prozentpunkte beim Festgeld für 12 Monate sind schon heute denkbar. Und die Differenz dürfte in Zukunft sogar noch größer werden.
Flächendeckend sehen wir den Tagesgeldzins in den kommenden Monaten oder Jahren zwar auch nicht über der Inflationsrate, bei ausgesuchten Anbietern wäre dies aber durchaus denkbar. Ist ein Kunde sogar bereit, über Vermittler (Weltsparen, Zinspilot oder Savedo) im EU-Ausland Geld anzulegen, dann dürfte dies früher möglich sein.
Eines sollten Anleger bei der Entwicklung ihrer Anlagestrategie nie vergessen: Je höher der Zinssatz desto höher ist auch das Risiko. Das gilt auch für die Anlage über einen Vermittler. Zwar lässt sich Tagesgeld täglich wieder nach Deutschland zurückholen (eine E-Mail reicht oft schon). Ein gewisses Verlustrisiko ist aber nicht zu leugnen.
Das Beste aus beiden Welten
Wer nicht davon ausgeht, dass die Zinsen bald kräftig steigen werden, kann von flexiblen Festgeldangeboten profitieren. Und davon gibt es einige gute..
- Bei der VTB Direktbank etwa erhalten Kunden für Festgeld mit dreijähriger Laufzeit (VTB Duo) 0,9 Prozent. Dabei können sie 20 Prozent des Anlagebetrages wie ein Tagesgeld nutzen. Zudem profitieren Kunden von der recht verlässlichen österreichischen Einlagensicherung.
- Ebenfalls eine gewisse Flexibilität bietet die NIBC Direct (niederländische Absicherung) beim Kombigeld für drei Jahre fest mit 0,8 Prozent Verzinsung. Dabei kann man bis zu 50 Prozent des Anlagebetrages vorzeitig wieder entnehmen, aber dann nicht wieder einzahlen.
- Etwas weniger (0,6 Prozent Zinsen) zahlt beim vergleichbaren Modell die IKB (FestgeldFlex) allerdings mit erweiterter deutscher Einlagensicherung.
Mit Angeboten wie diesen lässt sich zwar die Inflationsrate noch nicht schlagen, aber Kunden bekommen attraktive Zinsen garantiert und können bei Bedarf auf stärkere Marktveränderungen nach oben reagieren.
Wer mehr will, muss bis auf Weiteres aber doch auf Wertpapiere ausweichen. Hier sind attraktive Renditen möglich. Aber eben auch schmerzhafte Verluste.