Tagesgeld als Alternative zum Girokonto? Wohin mit dem Geld?
–– Tagesgeldkonten sind sicher, flexibel – und ein bisschen mehr Zinsen als auf dem Girokonto gibt es auch. Was also spricht dagegen, das Ersparte einfach dort liegen zu lassen?
60 Milliarden Euro. Diese Summe haben Deutschen im ersten Quartal 2017 neu angelegt, sagt die Bundesbank. Ihrem Hang zu konservativen Geldanlagen sind die Bundesbürger dabei treu geblieben: Ein guter Teil des Geldes, nämlich 17 Mrd. Euro, verblieben auf Giro- oder Tagesgeldkonten. Wenn man sich die Zinsen dort betrachtet, liegt der Schluss nahe, dass die Entscheidung weniger eine Anlage-Entscheidung war, sondern eher der einfachste, weil naheliegendste Weg.
Guthabenzinsen gibt es kaum noch, Tagesgeldzinsen sind mau
Auf dem Girokonto gibt es schon seit langem keine nennenswerten Guthabenzinsen mehr. Auf dem Tagesgeldkonto sieht es nicht viel besser aus. Der FMH-Index fürs Tagesgeld schafft gerade noch 0,15 Prozent. Die Spanne reicht von null bis ein Prozent für Neukunden.
Sieht man sich die Zinsen für Bestandskunden an, werden maximal noch 0,75 Prozent geboten. Andere Statistiken sehen sogar noch finsterer aus: Laut Bundesbank zum Beispiel liegt der Tagesgeldzins in Deutschland nur bei 0,05 Prozent. Grund ist, dass diese Erhebung alle Sparkassen und Volksbanken mit einbezieht. Und die sind bekanntermaßen am knauserigsten mit der Guthabenverzinsung.
Ruhig mit anderen Banken liebäugeln, ein bisschen was geht immer
So traurig die Zahlen auch aussehen: Niemand muss in der Geldanlage resignieren. Sicher ist es ein valides Argument, dass es zum Beispiel ein Zinsertrag von 175 Euro fürs halbe Jahr nicht wert ist, dafür 50 000 Euro von der Hausbank zu einem anderen Anbieter umzuziehen. Fakt ist aber auch, dass die Banken genau wissen, dass viele Kunden so denken und das für ihre Zwecke ausnutzen. So lange ein Wechsel eher die Ausnahme denn die Regel ist, besteht für sie keine Notwendigkeit, mit attraktiven Tagesgeldzinsen auf sich aufmerksam zu machen.
Tagesgeld-Konditionen vergleichen
Wichtig ist es, die Bedingungen der neuen Bank unter die Lupe zu nehmen. Das gilt vor allem für die Frage, ab wann man als Bestandskunde gilt und somit den attraktiven Neukundenzins verliert. Außerdem sollte man sich nicht vom Image einer Bank blenden lassen. Beispiel: ING-DiBa. Sie gilt nach wie vor als Vorzeige-Bank – doch die goldenen Zeiten sind vorbei. Neukunden bekommen hier für max. 100.000 Euro zwar 0,75 Prozent Zinsen. Wer mehr anlegt, kriegt für die überschießende Summe aber nur noch 0,05 Prozent. Der Neukundenbonus ist schon nach vier Monaten Geschichte. Dann werden auch die ersten 100.000 Euro nur noch mit 0,2 Prozent verzinst. Bemerkenswert ist, dass die Bank bei einem Anlagebetrag von 100.000 Euro und sechs Monaten Anlagezeitraum immer noch einen Platz unter den Top 5 für die Geldanlage in Deutschland behaupten kann.
Fazit: Die bequeme Tagesgeld-Anlage bringt kaum Zinsen, die unflexiblere Festgeldanlage ein bisschen mehr. Bei Investments in ETF-Fonds oder anderen Fonds-Angeboten sind die Rendite-Aussichten höher, aber eben auch die Risiken. Welchen Weg ein Anleger gehen will, muss er persönlich entscheiden.