Girokonto Konditionen Die verwirrende Wahrheit über das „kostenlose Girokonto“
–– Dürfen Banken ihren Kunden Geld abnehmen, wenn sie eigentlich damit werben, ihr Girokonto sei „kostenlos“? Die Antwort lautet: Jein.
Fangen wir mit der schlechten Nachricht an. Die Zahl der Girokonten, die auf keinen Fall als „Gratis-Konto“ durchgehen, steigt. Immer mehr Banken bitten ihre Kunden für die Kontoführung zur Kasse. Das an sich ist nicht verwerflich: Wer eine Dienstleistung anbietet, kann dafür auch Geld verlangen. Allerdings sollte man die Preise klar kommunizieren. Das tun leider nur die wenigsten Banken.
Wieviel kostet „kostenlos“?
Etliche Geldhäuser werben weiter damit, ihren Kunden „kostenlos“ ein Girokonto zur Verfügung zu stellen. Wir haben uns die Angebote genau angesehen. Das Ergebnis: Konten, die wirklich keinerlei Kosten verursachen, gibt es kaum noch. Entweder zahlt man beim „kostenlosen Girokonto“ für die Kreditkarte oder die beleghafte Buchung oder für den Einsatz der Kredit- oder Bankkarte außerhalb des Euroraums.
Kunden, die genau hinsehen, können ihre Kosten aber senken. Wer etwa ein Online-Konto führt, weil es billig und bequem ist, dem kann es ziemlich egal sein, wenn die Bank für beleghafte Buchungen Geld verlangt. Dieser Kunde wird sich vermutlich auch keine Kontoauszüge aus der Schalterhalle abholen. Sollte die Bank für diese Services Extra- Gebühren nehmen, tut ihm also auch das nicht weh.
Richterspruch schafft Klarheit
Verwirrend sind die Versprechungen der Banken dennoch. Was noch als „kostenlos“ durchgeht und was nicht, beschäftigte zuletzt sogar das Landgericht Düsseldorf. Die Richter kamen zu dem Ergebnis: Unter einem „kostenlosen Girokonto“ darf der Kunde verstehen, dass er auch für die Girokarte nichts bezahlen muss (Az: 38 O 68/16). Umgekehrt gilt: Weil man für die Kontonutzung zwar die Bank- oder Girocard, nicht aber eine Kreditkarte benötigt, dürfen Konten, bei denen nur die Kreditkarte kostet, weiterhin als kostenlos beworben werden.
Die FMH-Finanzberatung hält diesen Ansatz für interessengerecht – zumal es inzwischen einige kontounabhängige Kreditkarten gibt, die kostenfrei sind und die Kreditkarte der Bank wunderbar ersetzen können.
Zudem sind wir der Meinung, dass man ein Konto auch dann noch als kostenlos bezeichnen kann, wenn im Ausland (außerhalb des Euro-Raums) für das Bezahlen mit Bank- oder Kreditkarte ein Fremdwährungsentgelt von 1,75 Prozent anfällt. Denn dieser Service gehört nicht zur alltäglichen Kontonutzung. Nicht nachvollziehen können wir deshalb die Kritik, die derzeit der DKB-Bank entgegenschlägt, obwohl diese ihre Konditionen unlängst sogar verbessert hat.
Beim DKB-Cash Konto nämlich entfallen seit neuestem für alle Kunden im ersten Jahr sogar die Gebühren für Auslandstransaktionen mit Kredit- oder Girocard. Wer nachweislich mehr als 700 Euro im Monat verdient (und das dürfte das Gros der Kunden sein), für den sind Auslandstransaktionen sogar dauerhaft kostenfrei. Diese Konditionen hat die Bank klar kommuniziert und damit für Transparenz gesorgt. Das verdient Anerkennung, keine Kritik.
Die günstigsten Angebote im Überblick
Allgemein erleichtert Transparenz beim Preis die Wahl des richtigen Girokontos. Das gilt – auch und vor allem – für die Bargeldversorgung. Wer nicht jedes Mal zum Geldabheben durch die ganze Stadt laufen (oder zahlen) will, muss vor der Kontoeröffnung wissen, wie viele Geldautomaten im Bankenverbund vorhanden sind oder wo das Geldabheben mit der Kreditkarte kostenfrei möglich ist.
Nach der Recherche der FMH haben von 60 Banken lediglich drei bundesweite (DKB; ING-DiBa, norisbank) und zwei regionale Banken (PSD Bank Nürnberg und Sparda-Bank München) ein kostenfreies Angebot, wenn man das Auslandsentgelt (außerhalb des Euro-Raums) außer Acht lässt. Sechs weitere Banken erheben Entgelte für beleghafte Buchungen (siehe Tabelle unten).
Fazit: Ausgehend davon, dass „kostenlos“ nicht „Gratis ohne Wenn und Aber“ heißt, können wir festhalten: Girokonten, die den Kunden keine Kosten verursachen, wird es auch in Zukunft geben. Wer konsequent unseren Girokonto-Vergleich nutzt und die eigenen Bedürfnisse kennt, kann von diesen Angeboten auch weiterhin profitieren.