Wird Tagesgeld der nächste Renner? Die ersten Banken bringen sich in Stellung
–– Aktuell liegen die Tagesgeldzinsen im nahezu lächerlichen Bereich: 0,01% sind es laut Mittelwert der Bundesbank. Doch klammheimlich beginnen einige Banken plötzlich, mit bis zu 1,0% Tagesgeldzinsen auf Neukundenfang zu gehen. Was dahinter steckt.
Seit einiger Zeit nun können Tagesgeldangebote keinen Neukunden mehr hinter dem Ofen hervorlocken: Gerade mal 0,12% zahlen die Banken laut FMH-Index (30 ausgesuchte namhafte Banken) für eine Tagesgeldanlage zwischen 1 und 5.000 Euro. Genauer gesagt zahlen laut Marktrecherche der FMH-Finanzberatung nur noch 114 von 1.117 Banken überhaupt einen Zinssatz. Deshalb liegt der Mittelwert der Tagesgeldzinsen laut Bundesbank auch bei lediglich 0,01%.
Marktunübliche Tagesgeldzinsen sind teuer – dennoch bieten sie einige Banken jetzt an
Doch klammheimlich ziehen einige Banken plötzlich die Tagesgeldzinsen an: Die VTB-Bank, eine russische Bank mit österreichischer Banklizenz, bietet Neukunden bis Mitte November einen Zinssatz von 0,6%. Bestandskunden erhalten immerhin noch 0,2% fürs Tagesgeld. Einen extremeren Weg geht die ING-DiBa: Sie zahlt Neukunden für bis zu 50.000 Euro Tagesgeld einen Zinssatz von 1,0%, garantiert für 4 Monate.
Doch in den großen Vergleichsportalen sind diese Angebote kaum zu finden und auch sonst werden die vergleichsweisen TOP-Zinsen nicht beworben. Weshalb ist das so? Ganz einfach: Ein Zinssatz über dem marktgerechten Zins kostet Banken richtig Geld, die bei Neukundenaktionen häufig aus dem Marketingbudget bezahlt werden und andere Maßnahmen wie den teureren TV-Spot ersetzen.
Bleiben wir beim Beispiel der ING-DiBa: Wenn sie Neukunden für bis zu 50.000 Euro einen Zinssatz von einem Prozent bezahlt, sind das in den garantierten 4 Monaten immerhin 166,67 Euro pro Kunde. Wenn nur 10.000 Kunden von diesem Angebot Gebrauch machen, kostet das die ING-DiBa stolze 1.666.670 Euro. Es ist also nicht verwunderlich, dass man dieses Angebot zwar schafft, aber nicht aktiv bewirbt. Denn wenn sich tausende von Kunden darauf stürzen würden, müsste man die Aktion womöglich vorzeitig zurückziehen. So kann sich die Bank stattdessen zurücklehnen und schauen, wie viele Kunden das Angebot finden.
Welche Strategie liegt diesem Vorgehen zugrunde?
Kunden brauchen häufig lange für ihre Entscheidungen, sind dann jedoch relativ treu. Das bedeutet, dass die Neukunden, die jetzt aufgrund der Tagesgeldzinsen zur ING-DiBa wechseln, ihr Konto in 4 Monaten höchstwahrscheinlich nicht kündigen, nur weil aktuell lediglich 0,01% Zinsen für Bestandskunden gezahlt werden statt der vormals verlockenden 1,0%. Und so versucht die ING-DiBa womöglich ihren Ruf als Tagesgeldbank zurück zu erobern und sich ihre Pfründe zu sichern, bevor die Zinsen marktweit steigen und alle Banken mit höheren Zinsen locken. Ob die Strategie aufgeht, wird die Zukunft zeigen.
Weitere attraktive Tagesgeldangebote, die es schon länger auf dem Markt gibt
Ebenfalls ein attraktiv verzinstes Tagesgeldkonto bietet die luxemburgischen Advanzia schon seit längerer Zeit. Sie bietet Neukunden für drei Monate 1,0% Guthabenzinsen – dem Bestandskunden anschließend attraktive 0,5% gegenüber lächerlichen 0,01% bei der ING. Diese hohe Verzinsung wird möglich, da die Advanzia, die zwar eine der kostengünstigsten Kreditkarten ohne Gebühren und Entgelte anbietet, relativ hohe Kreditzinsen verlangt, wenn eine Kunde seine Kartennutzung später in Raten abstottern will. Das ist allerdings für den reinen Anlagekunden irrelevant.
Auch die RaboDirect gehört mit 0,66% für Neukunden zu den TOP-Tagesgeldangeboten, wobei dort sogar die Bestandskunden für alle ab dem 01.10.2018 zusätzlichen eingezahlten Beträge den erhöhten Zinssatz von 0,66% erhalten (bis zum 31.01.2019). Weitere TOP-Anbieter, die Kunden nicht nur kurzfristig, sondern konstant gute Konditionen bieten, finden Sie im FMH-Tagesgeldvergleich.