Mit steigenden Zinsen ist nicht zu rechnen Zur besten Festgeld-Anlage: Vier Fragen für ein Hallelujah
–– Zurück in die Zukunft – so könnte man die jüngsten Ankündigungen der Europäischen Zentralbank betiteln. Anders als gedacht ist mit steigenden Zinsen bis auf weiteres nicht zu rechnen. Für Sparer, die Sicherheit lieben, ist Festgeld deshalb jetzt die beste Option. Wie Sie mit vier Fragen zur optimalen Festgeld-Anlage finden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Irgendwann aber stirbt sie eben. Im Fall der deutschen Sparer bedeutet das: Sie müssen sich damit abfinden, dass es steigende Anlagezinsen vorerst nicht geben wird.
Anfang des Jahres überwog noch der Optimismus. Nun gibt es keinen Zweifel mehr: Der Traum der Zinswende ist erst einmal ausgeträumt. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird frühestens im kommenden Jahr von ihrer Ultra-Niedrigzinspolitik abrücken. Sparer müssen also bis auf weiteres mit dem unschönen Status quo zurechtkommen – und sich vor ihrer Anlageentscheidung im Wesentlichen die folgenden Fragen beantworten.
Wie lange kann oder will ich mich binden?
Diese Frage ist extrem wichtig. Denn je länger man sein Geld festlegt, desto mehr Festgeld Zinsen bekommt man. Wer jetzt eine Anlageentscheidung trifft, erhält fürs zweijährige Festgeld durchschnittlich 0,63 Prozent, das Top-Angebot liegt bei 1,21 Prozent. Bei einem dreijährigen Anlagehorizont bringt das Festgeld im Mittel 0,74 und in der Spitze 1,31 Prozent, bei vier Jahren liegen die Werte bei 0,83 bzw. 1,36 Prozent (Vermittlerangebote sind dabei nicht berücksichtigt.)
Welche Risiken nehme ich in Kauf?
Vielen Deutschen ist Sicherheit wichtiger als eine Spitzen-Rendite. Das ist nachvollziehbar. Wer in Zeiten wie diesen Renditen von fünf Prozent und mehr versprochen bekommt – bei angeblich vernachlässigbarem Risiko – der ist zu Recht äußerst skeptisch.
Übertriebendes Sicherheitsdenken kann aber ebenfalls teuer werden: Wer bei seiner Hausbank für ein vier Jahre laufendes Festgeld nur 0,1 Prozent erhält, sollte ernsthaft über einen Wechsel nachdenken – zum Beispiel zum besten Anbieter mit französischer Einlagensicherung: Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro macht das bereits eine Differenz von 512 Euro aus. Zudem hat die Bank einen Sitz in Deutschland und alle Vorgänge sind genauso wie bei einer deutschen Bank zu handhaben. Würde sich der Anleger für eine Festgeldanlage in Italien über einen Vermittler entscheiden, wäre der Zinsertrag sogar um 628 Euro höher als bei besagter Hausbank.
Während die meisten Experten Frankreich als vergleichsweise sicher einstufen, wird Italien mit einiger Skepsis beäugt. Das führt zu der alles entscheidenden Frage: Sind diese gut 100 Euro mehr Zinsertrag das höhere Anlagerisiko in Italien wert? Diese Frage muss sich jeder Sparer selbst beantworten. Wichtig zu wissen ist jedoch: Wer sich an Vermittler wendet, hat es nicht automatisch mit Festgeld-Anlagen mit schlechtem Länderranking zu tun. Auch Sicherheitsbewusste können hier durchaus auf ihre Kosten kommen. Teils lassen sich die Festgeld-Konten bei Vermittlern sogar vorzeitig kündigen und das Geld wird zurückgeholt, wenn der Kunde kalte Füße bekommt. Der Zinsvorteil ist dann zwar futsch – schlechter als bei den meisten Hausbanken fährt man damit aber trotzdem nicht.
Ist das Sparmodell meiner Wahl auch steuerlich attraktiv?
Wer Zinsen erwirtschaftet, muss darauf Steuern zahlen. Das funktioniert allerdings auch dann recht reibungslos, wenn man sein Geld im Ausland anlegt. Der Grund: Alle (ausländischen) Banken, die eine deutsche Banklizenz besitzen, führen die Abgeltungsteuer direkt ans Finanzamt ihres Kunden ab. Erfreulich ist auch, dass der Fiskus in diesen Fällen nicht ab dem ersten Euro zulangt: Jeder Sparer hat einen Freibetrag von 801 Euro. Um ihn zu nutzen, braucht die Bank nur einen Freistellungsauftrag. Liegt er vor, wird die Freigrenze automatisch berücksichtigt.
Komplizierter wird die Steuererklärung, wenn man sein Geld bei einer Bank ohne deutsche Banklizenz anlegt. Freibeträge sucht man hier ebenso vergebens wie eine automatische Abführung der Steuer ans Finanzamt. Stattdessen sind Kunden meist selbst in der Pflicht und müssen die aufgelaufenen Zinserträge ihrem Finanzamt melden. Immerhin: Die Vermittler sind in der Regel sehr gut geschult und helfen mit Vordrucken und Formularen, damit die Steuerzahlung nicht zum Hindernis wird.
Wie erfolgt die Zinsgutschrift und Berechnung?
Nicht nur die Höhe der Zinsen an sich ist wichtig. Auch die Art, wie die Zinsen gutgeschrieben und berechnet werden, wirkt sich auf den Ertrag aus. Im FMH-Rechner sind die Besonderheiten der einzelnen Anbieter daher eingearbeitet und in der Rendite berücksichtigt. Hier ein Überblick über die Möglichkeiten:
- Einige Banken schreiben Zinsen jährlich gut. Das kann steuerlich interessant sein, wenn man sich noch innerhalb der Freibeträge bewegt.
- Manchen Banken schreiben die Zinsen jährlich dem Anlagekonto gut. Dadurch werden sie im nächsten Jahr mitverzinst (sog. thesaurierende Anlage). Der Nachteil dieses Verfahrens: Bei größeren Beträgen besteht die Gefahr, dass die Zinsen nach einigen Jahren den Freibetrag von 801 Euro überschreiten – dann müssen Anleger die überschießende Summe versteuern.
- In einigen Ländern werden die Zinsen nicht ausgezahlt und auch nicht dem Konto gutgeschrieben (Zinseszinseffekt) sondern sie verbleiben bei der Bank, die sie erst am Laufzeitende unverzinst auszahlt. Die Rendite ist dann niedriger als der Zinssatz.
Die Verbraucherschützer der Zeitung Finanztest werten in ihren Untersuchungen regelmäßig die Angebote von Banken ab, die eine Zinsauszahlung ohne Zinseszins am Laufzeitende vornehmen – wohl in der Annahme, dass wir in Deutschland generell eine kundenfreundliche Berechnungsmethode hätten. Das ist falsch, wie das kleine nachstehende Beispiel zeigt. Weitere Infos dazu unter unserem Zinsvergleich. Die französische oder auch europäische Methode genannt ist da wesentlich kundenfreundlicher. Denn für den Anleger ist es letzten Endes unwichtig, wie und wann er seine Zinsen ausgezahlt bekommt. Wichtig ist allein, was am Ende der Laufzeit nach Steuern übrigbleibt.
Zins | Rendite | Zinsbetrag | Zinsgutschrift | Zinsberechnung |
1,45% | 1,472% | 441,44 € | Jährlich ausschüttend | Französische / europäische Methode |
1,45% | 1,450% | 435,00 € | Jährlich ausschüttend | Deutsche Methode |
1,45% | 1,470% | 447,97 € | Jährlich thesaurierend | Französische / europäische Methode |
1,45% | 1,450% | 441,34 € | Jährlich thesaurierend | Deutsche Methode |
1,45% | 1,450% | 441,46 € | Unverzinst am Laufzeitende | Französische / europäische Methode |
1,45% | 1,429% | 435,00 € | Unverzinst am Laufzeitende | Deutsche Methode |
Quelle: FMH-Finanzberatung |
Fazit: Wer sein Geld für einige Jahre festlegt, sollte seine Prioritäten kennen: Geht es vor allem um die Rendite oder steht die Sicherheit im Vordergrund? Soll das Geld im Notfall schnell verfügbar sein? Und ist man bereit, für die Steuer einen Extra-Aufwand hinzunehmen? Wer diese Fragen beantworten kann, ist dem passenden Festgeldkonto schon einen guten Schritt näher. Dennoch fällt die Wahl oft schwer, zumal der Wettbewerb unter den Banken groß und die Werbung entsprechend aggressiv ist.
Wir von der FMH-Finanzberatung empfehlen Kunden daher, die Entscheidung für oder gegen einen Anbieter auf Basis unbestechlicher Daten zu treffen. Unsere Vergleiche erhalten nicht nur die aktuellen Konditionen von 143 Geldhäusern, sondern auch verschiedene Filterfunktionen, die Angebote einzugrenzen, die Bonitäten der unterschiedlichen EU-Länder aufzulisten und den Zinsbetrag auszuweisen, den man im Laufe der Jahre bekommt. Für maximale Transparenz weisen wir den gesamten Zinsertrag zudem noch als Rendite aus- sie kann schließlich variieren, je nachdem, ob die Auszahlung jährlich oder erst am Ende der Laufzeit (ohne Zinseszinseffekt) erfolgt.