Bulle und baer

Frankfurt 17.09.2012 –– Deutschland dürfte für neu aufgenommene Schulden schon bald höhere Zinsen zahlen als derzeit. Das zeigt die Kursentwicklung des Bund Future. Dieser Terminkontrakt am Rentenmarkt, der sich spiegelbildlich zur Rendite zehnjähriger Bundesanleihen entwickelt, steht kurz davor, den im Jahr 2008 begonnenen Aufwärtstrend zu brechen. Zudem sprechen fundamentale Gründe, etwa die unbegrenzten Anleihekäufe, dafür, dass sich die Refinanzierung für den deutschen Staat verteuern wird. Dadurch könnten auch die Zinsen für Baudarlehen steigen.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es. Werfen wir daher einen Blick auf die Entwicklung des Bund Future, der in der dicken blauen Linie dargestellt wird (tradesignalonline.com). Daraus ist ersichtlich, dass der Terminkontrakt Mitte 2008 einen starken Aufwärtstrend begann, was sinkenden Zinsen für die zehnjährige Bundesanleihe entspricht. Dieser Aufwärtstrend wird symbolisiert durch die dicke rote Gerade, auf der der Bund Future im Lauf der vergangenen vier Jahre mehrfach aufsetzte, bevor er weiter nach oben kletterte.

Entwicklung des Bund Future

Bruch des Aufwärtstrends führte 2011 zu höheren Bauzinsen

Im Jahr 2011 wurde dieser steile Aufwärtstrend für mehrere Monate nach unten durchbrochen; in dieser Zeit bewegte sich der Kurs des Bund Future unterhalb der roten Diagonale. Dieser Einbruch beim Bund Future ging mit steigenden Zinsen für die Bundesanleihen sowie mit höheren Zinsen am Hypothekenmarkt einher. Im Herbst 2011 eroberte der Bund Future den Aufwärtstrend zurück, was im Sommer 2012 zu weiteren Zinstiefs am deutschen Anleihemarkt und zu rekordniedrigen Zinsen für Hypothekendarlehen führte.

Anleger können überlegen, ob sie jetzt Kasse machen

Aktuell schwächelt der Bund Future, was darin zum Ausdruck kommt, dass er nur noch knapp oberhalb der roten Diagonale verläuft. Bricht nun dieser Aufwärtstrend, dürfte es zu deutlichen Abgaben im Terminkontrakt und damit zu steigenden Zinsen für die zehnjährige Bundesanleihe kommen. Fazit für Anleger, die Kursgewinne mit deutschen Staatsanleihen oder entsprechenden Rentenfonds erzielt haben: Sie können darüber nachdenken, ob sie die erzielten Gewinne jetzt einstreichen – es gibt sicher schlechtere Zeitpunkte, um aus diesem Investment auszusteigen.

EZB und ESM erhöhen Haftungsrisiken deutlich

Für steigende Zinsen und Verluste im Bund Future sprechen auch die jüngsten „fundamentalen“ Nachrichten aus der Euro-Zone. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, Staatsanleihen der gefährdeten Euro-Staaten in unbegrenztem Umfang zu kaufen, wenn sich diese Länder unter die Rettungsschirme der Europäischen Union begeben. Zudem genehmigte das Bundesverfassungsgericht den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), sofern die Haftung Deutschlands die Summe von 190 Milliarden Euro nicht übersteigt. Da der deutsche Steuerzahler mit 27 Prozent am Eigenkapital der EZB und damit an den Risiken der Zentralbank beteiligt ist, erhöhen beide Entscheidungen für die Bundesrepublik beträchtlich das Haftungsrisiko.

Investoren lassen sich nicht mehr abspeisen

Die Konsequenz für Investoren: Sie werden nicht mehr bereit sein, sich für die zehnjährige Geldleihe an Berlin mit einer jährlichen Rendite von 1,5 Prozent abspeisen zu lassen, sondern mehr dafür verlangen – zumal sie bei Anleihen anderer Euro-Staaten höhere Renditen bekommen und die EZB als Käufer dieser Anleihen hinter sich wissen. Darüber hinaus wird die Zentralbank, anders als bei der Umschuldung Griechenlands, keine privilegierte Gläubigerrolle einnehmen. Nur so, das weiß EZB-Präsident Mario Draghi, kann er Investoren fortan dazu bewegen, Geld in die Euro-Krisenstaaten zu pumpen.

Hypothekenzinsen vor nennenswertem Anstieg?

Der kommende Anstieg der Zinsen für öffentliche Anleihen wird wohl nicht ohne Einfluss auf die Zinsen für Hypothekendarlehen bleiben. Nach Auswertungen der FMH-Finanzberatung bewegt sich dieses Zinspaar in einem elastischen Band nach oben oder unten. Konkret heißt das: Steigt die Rendite öffentlicher Anleihen (Umlaufrendite), klettern fast zeitgleich die Hypothekenzinsen nach oben. Wir rechnen mit etwa 0,25 Prozentpunkten in den nächsten Monaten. Aus Sicht angehender Bauherren oder Anschlussfinanzierer ist damit jetzt ein guter Zeitpunkt, um den Kreditvertrag unter Dach und Fach zu bringen oder um ein Forward-Darlehen abzuschließen.

Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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