Festgeld

Frankfurt 11.11.2011 –– Die Europäische Zentralbank hat unter ihrem neuen Präsidenten Mario Draghi überraschend die Leitzinsen von 1,5 auf 1,25 Prozent gesenkt. Damit setzt der Italiener gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen anderen Akzent als sein Vorgänger Trichet, der die Zinsen zwei Mal erhöht hatte. Nach einer solchen Eröffnung ist zumindest noch eine weitere Zinssenkung zu erwarten. Sparer können sich mit Festgeld oder speziellen Kombi-Angeboten gegen das Risiko sinkender Renditen absichern: Bis zu vier Prozent für dreijährige Anlagen sind drin.

Die Zinswende zeigt, dass im Frankfurter EZB-Tower ab sofort ein anderer Wind weht. Draghi schätzt die Inflationsgefahr nach Presseberichten geringer ein als das Risiko, dass die Abschwächung der Wirtschaft in eine Rezension mündet. Zum Jahresende erwartet der frühere Goldman-Sachs-Banker eine milde Rezession und in deren Schlepptau eine Inflationsrate von unter zwei Prozent. Aktuell sinkt die Kaufkraft des Geldes mit einer jährlichen Rate von knapp drei Prozent.

Bund refinanziert sich fast zum Nulltarif

Mit der Senkung der kurzfristigen Zinsen will der EZB-Präsident der Konjunktur in der Euro-Zone auf die Sprünge helfen. Ob das gelingt, ist jedoch fraglich. Denn aktuell geht für viele Anleger Sicherheit über alles: So bringen Bundesschatzbriefe mit einer Laufzeit von sechs Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von 0,91 Prozent. Ein- und zweijährige Finanzierungsschätze, mit denen der deutsche Staat seinen eher kurzfristigen Geldbedarf deckt, werfen sogar nur 0,05 und 0,15 Prozent im Jahr ab.

Hoch bei Festgeldzinsen erreicht?

Darüber freut sich der Finanzminister, der seine Vorhaben günstig refinanzieren kann. Doch für die Wirtschaft ist das kein gutes Zeichen – auch nicht für Sparer, die zumindest einen Inflationsausgleich anstreben. Denn: So niedrig sind die Renditen nur, weil viele Sparer und Anleger alles, was nach Risiko aussieht, derzeit scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Wegen der wilden Jagd nach extrem sicheren Anlagen und dem neuen EZB-Kurs werden die Festgeldzinsen wohl schon in Kürze etwas nachgeben. Und da es voraussichtlich zu weiteren Zinssenkungen kommen wird, dürfte sich dieser Trend beim Festgeld in den nächsten Monaten verfestigen.

Noch gibt es attraktive Angebote

Zum Glück können Anleger jetzt gegensteuern und sich attraktive Zinsen sichern, die sogar einer eventuell weiter steigenden Inflation standhalten. Wer etwa für drei Jahre auf einen bestimmten Betrag verzichten kann, bekommt nach unserer Marktrecherche bei derzeit 16 Banken jährliche Zinsen in Höhe von mindestens 3,5 Prozent. Der Top-Zins steht aktuell bei 4,3 Prozent. Bei einer Laufzeit von einem Jahr sind bei neun Häusern mindestens 3,0 und maximal 3,15 Prozent drin.
Für Anleger, die unsicher sind, ob sie in der Zwischenzeit nicht einen Teil des Geldes benötigen, könnte sich eines der neuartigen Produkte eignen, die Festgeld und Tagesgeld kombinieren. So bietet die in Österreich lizenzierte VTB Bank ein flexibles Festgeldkonto an, dass bei einer Laufzeit von drei Jahren mit 3,8 Prozent im Jahr verzinst wird. Der Clou: Anleger können jederzeit bis zu 20 Prozent ihres Geldes abheben. Die niederländische NIBC direct gewährt den Sparern sogar Zugriff auf die Hälfte des Anlagebetrages – im Gegenzug fällt der jährliche Zins beim dreijährigen Kombigeld mit 3,4 Prozent geringer aus als bei der VTB Bank.

3,5 Prozent Zinsen für zwei Jahre

Einen etwas anderen Weg wählt die Bank 11. Der Spezialist für Autofinanzierungen bietet Anlegern mit dem Sparbriefkonto FLEX die Möglichkeit, ordentliche Zinsen zu kassieren, aber nach der Hälfte der Laufzeit den Sparbrief aufzulösen. So bekommen Sparer für einen vierjährigen Sparbrief jährliche Zinsen in Höhe von 3,5 Prozent und können nach Ablauf von zwei Jahren den Sparbrief jeweils zum Monatsende kündigen. Faktisch bekommen sie damit 3,5 Prozent im Jahr für einen zweijährigen Sparbrief – ein Top-Zins.

Jüngste Feuerprobe bestanden

Voraussetzung für eine solche Festgeldanlage ist, dass man der gesetzlichen und EU-weit geltenden Einlagensicherung in Höhe von 100.000 € pro Kunde und Institut vertraut. In Deutschland sichert die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) das Geld der Kunden bis zum genannten Betrag ab. Die jüngste Feuerprobe bestand das System im August 2010, als die Noa Bank pleiteging. Sparer, die dort nicht mehr als den gesetzlich geschützten Maximalbetrag angelegt hatten, haben ihr Geld längst komplett zurück erhalten.

Alternative für extrem Ängstliche

Wer sich auf die Einlagensicherung nicht verlassen will, dem bleibt nur die Geldanlage bei der Bundesrepublik Deutschland. Allerdings sollte man sein Geld nicht unbedingt in Finanzierungsschätze stecken. Besser, wenn auch niedrig verzinst ist die Tagesanleihe der Finanzagentur des Bundes, die aktuell mit 0,59 Prozent verzinst wird. Im Zuge weiterer EZB-Zinssenkungen dürfte aber auch hier der Trend nach unten gehen.

Autor: Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung

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