Corona und der Wohnungsmarkt: Schwere Zeiten für Mieter und Kreditkunden?
–– Wie wirkt sich Corona auf den Immobilienmarkt aus? Fallen die Preise nun endlich? Ächzen Mieter und Kreditkunden unter der monatlichen Belastung? Aktuelle Studien zeigen: Es ist alles anders, als man annehmen würde.
Wenn eine Pandemie die Wirtschaft beutelt, darf man davon ausgehen, dass Märkte einbrechen, Preise sinken und Kunden in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Auf dem Immobilienmarkt ist alles anders:
Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, sind die Preise für Wohnimmobilien trotz Corona-Krise im letzten Quartal so stark gestiegen wie seit vier Jahren nicht mehr. Sie liegen 2,6% höher als im zweiten Quartal des Jahres und 7,8% höher als ein Jahr zuvor.
Auch das Hamburger Forschungsinstitut F+B meldet in seinem Wohnindex aus dem November einen Preisanstieg bei privatem Wohneigentum. So kosteten Eigentumswohnungen nun 5,5% mehr als im Vorjahr, Ein- und Zweifamilienhäuser hätten sich deutschlandweit um 8,6% verteuert.
Wer glaubt, die Krise lasse Verbraucher vorsichtigere Kaufentscheidungen treffen, trügt demnach zumindest, wenn es um die eigenen vier Wände geht. Es scheint, als habe sich die Nachfrage nach Wohneigentum durch die Pandemie sogar verstärkt.
Zahlungsschwierigkeiten bei Mieten und Kreditraten? Quasi nicht vorhanden.
Tatsächlich scheint COVID-19 bislang keine größeren Spuren im privaten Portemonnaie hinterlassen zu haben. So ergibt eine Studie unter der Leitung von Prof. (em.) Dr. Klaus Fleischer, die wir im Oktober 2020 gemeinsam mit der Hochschule München für Finanz-, Bank-u. Investitionswirtschaft veröffentlichten, dass nur weniger als 2% aller Baufinanzierungs-Kunden von der Gelegenheit zur Kreditstundung Gebrauch gemacht hatten, die der Staat für den Zeitraum von März bis Juli 2020 installiert hatte.
Auch die ING kommt in einer unlängst erschienenen repräsentativen Umfrage zu dem Schluss, dass Mieter und Baufinanzierungs-Kunden erstaunlich optimistisch auf ihre monatliche Belastung blicken: Nur 13% der Befragten gab an, dass es ihnen momentan „schwer“ oder gar „sehr schwer“ falle, ihre Miete oder Hypothekenrate zu bedienen. Besonders spannend: Die Werte sind europaweit deutlich niedriger als noch im Jahr davor.
Dieses vermeintliche Paradoxon lasse sich darauf zurückführen, so die Vermutung, dass die Corona-Maßnahmen zu einem „ungewollten Sparen“ führen, da teure Restaurantbesuche und Freizeitaktivitäten sowie Urlaube 2020 kaum möglich gewesen seien.