So vermeiden Sie Verwahrentgelte Festgeld: Eine sichere Alternative zu Minuszinsen
–– 0,5 Prozent Strafzinsen ab dem ersten Euro Guthaben? Das muss nicht sein. Wer seine Ersparnisse (zum Teil) in Festgeld anlegt, kann nach wie vor Positivrenditen verbuchen – und trotz allem flexibel bleiben.
Nicht nur die hohe Inflation schmälert derzeit den Wert des eigenen Vermögens. Auch die Banken greifen Sparern immer häufiger in die Tasche und verlangen für Guthaben auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto satte Minuszinsen.
Zwar verwenden Banken den Begriff Straf- und Negativzins nur ungern und sprechen lieber von Verwahrentgelten: Damit suggerieren sie, dass sie mit den Einlagen ihrer Kunden nicht mehr arbeiten können, sondern nur noch als Verwahrstelle für fremde Vermögen fungieren – quasi als sichere Alternative zum Sparstrumpf oder der Schuhschachtel.
Ganz so einfach liegen die Dinge aber nicht. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass es beim sogenannten „Verwahrentgelt“ keine brancheneinheitliche Linie gibt, sondern jede Bank sich ihre eigenen Regeln macht – und, dass es nach wie vor Banken gibt, die statt Minus- sogar noch Habenzinsen zahlen.
Alles in allem lässt sich jedoch nicht leugnen, dass die sogenannten Verwahrentgelte auf dem Vormarsch sind: Einige Institute verlangen beim Giro- und Tagesgeldkonto schon ab dem ersten Einlage-Euro Strafzinsen. Andere operieren mit zum Teil sehr unterschiedlichen Freigrenzen, bis zu denen Guthaben noch unbelastet bleiben: Zum Teil wird dabei nach Konto unterschieden, zum Teil eine Summe aus den Geldern gebildet, die auf dem Girokonto und dem Tagesgeldkonto liegen. Wieder andere Banken differenzieren nach Produktart bzw. unterscheiden zwischen Neu- und Bestandskunden.
Bis zu 0,8 Prozent mehr Rendite
Angesichts dieser Entwicklung sollten sich zumindest Kunden mit großen Bankguthaben überlegen, ob sie ihre Ersparnisse nicht lieber vom Giro- und Tagesgeldkonto abziehen und zumindest teilweise im Festgeldbereich anlegen.
Die Laufzeiten dieser Geldanlageform reichen von einem Monat bis zehn Jahren. Wer seine Barschaft einen Monat lang fest anlegt, kann, je nach Einlagensicherung, immerhin ein Plus von 0,01 bis 0,3 Prozent pro Jahr erzielen. Das ist im Vergleich zu drohenden Negativzinsen von bis zu 0,5 Prozent eine ganze Menge.
Dennoch bleibt die Frage, bei welchem Anbieter die Barschaft am besten aufgehoben ist. Die Antwort ist nicht zuletzt davon abhängig, welche Summe ein Sparer anlegen will. Wer maximal 100.000 Euro für zwölf Monate auf einem Festgeldkonto parken möchte (die Höchstsumme der europäischen Einlagensicherung), der kann sich recht sorglos für die mit 0,75 Prozent renditestärkste Bank der EU über einen Vermittler entscheiden (siehe Festgeld-Vergleich , Stand: Mitte Juli 2021). Immerhin spricht einiges dafür, dass auch Estland oder Italien dafür Sorge tragen würden, dass die Anleger im jeweiligen Land bei einer Bankenpleite abgesichert sind. Wer hingegen nur der (noch besseren) deutschen Einlagensicherung vertraut, müsste sich mit 0,3 Prozent begnügen.
Bei Festgeld mit einer Laufzeit von drei Jahre reicht die Spanne mit deutscher Einlagensicherung von 0,01 bis 0,5 Prozent. Wem die gesetzliche, EU-weit gültige Einlagensicherung von 100.000 Euro genügt, kann bis zu 1,05 Prozent Zinsen erwirtschaften. Das reicht zwar immer noch nicht für den Ausgleich der aktuellen Inflationsrat von 2,5 Prozent, ist aber besser als 0,5 Prozent Negativzins zu bezahlen.
Realistisch kalkulieren
Doch auch wenn es verlockend ist, sich für die renditestärkeren langen Laufzeiten zu entscheiden, ist nur wenig gewonnen, wenn man dann im Notfall einen teuren Ratenkredit aufnehmen muss, zum Beispiel, weil das Auto unerwartet den Geist aufgegeben hat und ein neuer fahrbarer Untersatz hermuss. Deshalb sollten Sparer genau überlegen, wie lange sie auf das angelegte Geld verzichten können – oder sich nach interessanten Kombiprodukten umsehen.
So bietet zum Beispiel die niederländische NIBC mit dem NIBC Direkt Kombigeld eine interessante Festgeldanlage. Es gibt für alle Laufzeiten – drei bis zehn Jahre – einen Zinssatz von 0,35 Prozent. Dafür werden 50 Prozent der Anlage wie eine Tagesgeldkonto geführt, also mit täglicher Verfügbarkeit. Zudem haben Sparer gleichzeitig die Sicherheit, dass die Bank nicht die nächsten Tage ein Verwahrentgelt einführen kann.
Ein ähnliches Konzept verfolgt das „Festgeld PLUS“ Konto der pbb direkt. Hier gibt es allerdings nur 0,15 Prozent mit 20 Prozent frei verfügbarer Anlagesumme, als Ausgleich werden auch Geldanlagen von mehr als 100.000 Euro abgesichert.
Beim Angebot der IKB, ebenfalls mit deutscher Einlagensicherung, können Sparer bis zu 50 Prozent des Anlagebetrages vorzeitig vom Festgeldkonto abziehen. Jedoch lässt sich der Betrag später nicht wieder zum vereinbarten Zinssatz von 0,15 Prozent anlegen. Heißt konkret: Die Kunden können nur einen Teil abheben, und diesen später nicht wieder auffüllen, wie dies bei den anderen beiden Angeboten möglich ist.
Fazit: Festgeldangebote können zwar nicht verhindern, dass die Inflation die Ersparnisse langsam, aber sicher schmälert. Sie verlangsamen die Verluste jedoch deutlich, erst recht, wenn Kunden sie nutzen, um Minuszinsen bzw. Verwahrentgelten zu entkommen. Sicherheitsbewusste Sparer sollten daher auf jeden Fall über eine Festgeldanlage nachdenken, erst recht, weil es inzwischen auch Angebote gibt, die eine gewissen Flexibilität und (wenn auch geringe) Guthabenzinsen bieten.