Gebühren beim Girokonto Was bringt der erste zertifizierte Girovergleich?
–– Es hat eine Weile gedauert. Nun ist es soweit. Check24 hat den ersten zertifizierten Girovergleich online gestellt – ein teures und mühsames Unterfangen. Doch wie sieht es mit dem Nutzen für den Endverbraucher aus?
Bereits seit Oktober 2018 stand die Forderung nach einem unabhängigen, zertifizierten Girovergleich im Raum. Angestoßen hat sie, wie so oft, die Europäische Union. Doch in Deutschland tat man sich schwer mit der Idee. Schnell war klar: Von staatlicher Seite aus wird es keinen Vergleich geben, der ohne kommerzielle Interessen größtmögliche Transparenz zu Gebühren und Kosten von Girokonten schafft. Lieber sollten die diversen Vergleichsanbieter eine solche Lösung vorstellen. Und natürlich auch die Kosten der Zertifizierung tragen.
Gerissen hat sich um diese Aufgabe allerdings niemand. Nicht einmal die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentralen hatten Interesse daran, in einen solch unrentablen Vergleich zu investieren.
Ein Anbieter hat sich schließlich nun dazu entschlossen: Check24 hat gerade den ersten zertifizierten Girovergleich online gestellt – offenbar gab es noch Luft im Marketingbudget.
Der große Run bleibt aus
Das Interesse an dem neuen Tool ist bislang aber eher verhalten. Das mag auch an der überschaubaren Menge an Konten liegen, die dort gelistet sind.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Technisch ist es zwar kein Hexenwerk, die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen aus dem Internet auszulesen und in eine eigene Datenbank zu übertragen. Mühsam ist es aber allemal. Das liegt vor allem daran, dass der Gesetzgeber die Banken lediglich dazu verpflichtet, ihre Kontoinformationen (Entgeltinformationen) grundsätzlich bereitzustellen. Da es ihnen aber weiterhin erlaubt ist, diese Giro-Informationen ständig anders zu verschlüsseln, wird die Erstellung von Vergleichen zu einer echten Fleißarbeit: Vermutlich geht man in Berlin noch davon aus, dass die Vergleichsportale für Girokonten die Daten von mehr als 3.500 verschiedenen Girokonten manuell auslesen und in eine Datenbank eintippen, wie in der Steinzeit der Digitalisierung. Aber das Internet ist für uns alle eben noch Neuland.
Hohe Kosten, wenig Nutzen
Dass Check24 die Mühe und die Kosten auf sich genommen hat, sich an einem zertifizierten Giro-Vergleich zu versuchen, verdient daher Anerkennung. Und den Segen des TÜV Saarland hat das Unternehmen ja auch tatsächlich erhalten. Der zusätzliche Nutzen für den Verbraucher hält sich allerdings in Grenzen.
Check24 gibt zwar an, mit rund 550 Banken habe man etwa 80 Prozent des deutschen Bilanzvolumens abgedeckt. Das allein sagt aber nicht allzu viel über den Umfang des Girovergleichs aus. Einen umfassenden Marktüberblick erhalten die Nutzer damit nämlich nicht. Zudem können Kunden, die sich für eines der gelisteten Konten interessieren, keinen Link anklicken, um dort direkt ein Konto zu eröffnen. Bei einem zertifizierten Vergleich ist das nicht erwünscht.
Hilfestellung für Verbraucher auch ohne Zertifikat
Die FMH-Finanzberatung hält dieses Konzept für fragwürdig und hat sich deshalb schon im letzten Jahr gegen die kostspielige Zertifizierung entschieden. Stattdessen haben wir unser Geld und unsere Arbeit lieber in einen aussagekräftigen Vergleich investiert, der Verbrauchern die Gegenüberstellung der Girokonto-Konditionen wirklich erleichtert.
Der Girovergleich der FMH ist in drei Auswahlraster unterteilt; Beim Schnell-Check geht es darum, mit wenigen Angaben einen ersten Überblick zu bekommen. Die umfangreiche Auswertung von mehr als 3.500 Girokonten zählt in diesem Fall für das Ranking nur die monatliche Grundgebühr, Kosten für die BankCard und wenn gewünscht für eine Kreditkarte zusammen.
Wer es genauer wissen will, kann die Detail-Analyse nutzen. Dort können Wechselwillige zusätzliche, ihnen wichtige Kriterien abfragen und als Auswahlkriterium vorgeben. Auf diesen Vorgaben bauen dann die Ergebnisse zu den die monatlichen Kosten und das Ranking auf.