Maestro-Aus: Was wird jetzt aus den Girocards?
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Frankfurt 19.10.2021 –– Jetzt ist es raus: Mastercard will das Maestro-System bis 2023 in ganz Europa abschaffen. Was bedeutet das für den Verbraucher, die Händler – und was für das zukünftige Kartenangebot der deutschen Banken und Sparkassen?

Die Meldung war heute der Hammer, auf den viele Experten seit Wochen gewartet hatten: Mastercard bestätigte die Abschaffung des Maestro-Systems. Ab Mitte 2023 dürfen Banken & Co. keine Karten mit Maestro-Logo mehr emittieren. Die Meldung ist deshalb so brisant, weil die Girocard an sich keinerlei Option für Auslandszahlungen hat: Erst das Maestro-System von Mastercard oder das V-Pay-System von VISA ermöglichen die Zahlung per Girocard im Ausland.

Weshalb will Mastercard Maestro abschaffen?

Mastercard hat kein Interesse daran, das Maestro-System aufrecht zu erhalten: Die Zukunft ist digital, das gilt auch für Bezahlsysteme. Einerseits hat Mastercard die eigene Debit-Kreditkarte am Start – und bei vielen Banken in Deutschland bereits etabliert, teils sogar im „Top of Wallet“. Andererseits gibt es Entwicklungen wie die der Zusammenarbeit mit der Sparkassen-Finanzgruppe: Im letzten Jahr wurde eine neue Sparkassen-Card in Kooperation mit Mastercard gelauncht, die die Funktionen der Girocard mit denen einer Mastercard Debit-Kreditkarte kombiniert (jetztallesmoeglich.de). Zwar wird die noch kaum von den Sparkassen angeboten, doch das könnte sich jetzt durch das Maestro-Aus ändern.

Was bedeutet das Maestro-Aus für den Verbraucher – und das Kartenangebot der Banken und Sparkassen?

Noch ist alles offen. Bislang konnten wir noch kein Statement vom Banken- oder Sparkassenverband erhalten, auch einzelne Banken, mit denen wir heute sprachen, haben noch keine Statements verfasst – dafür ist die Meldung einfach zu frisch. Doch Grund zur Panik gibt es keinesfalls: Es wird nicht so sein, dass Verbraucher ab dem Sommer 2023 ohne Bezahlmöglichkeiten im Ausland stehen. Nur wenige Banken haben keine Alternative zur Girocard mit Maestro in petto. Einige haben ihre Girocard mit V-Pay ausgestattet, dem Konkurrenzsystem von Maestro. Wieder andere wie die Comdirect Bank geben ihre Girocard gänzlich ohne Maestro oder V-Pay Co-Badge aus und dafür eine kostenlose Debit-Kreditkarte zu ihren Girokonten dazu.

Im Moment würde das allerdings bedeuten: Zwei Karten im Einsatz, eine für das Bezahlen im deutschen Handel und etwaige Bankgeschäfte. Eine für das digitale Bezahlen und das Bezahlen im Ausland. Das ist auf Dauer weder komfortabel für den Verbraucher, noch besonders lukrativ für Banken – denn doppelte Karten bedeuten doppelte Kosten. Deshalb versuchen immer mehr Banken, ihre Kunden weg von der Girocard hin zur Debitkarte zu erziehen, beispielsweise, in dem sie wie die Consorsbank eine VISA Debit-Kreditkarte als Standardkarte zum Girokonto dazu geben. Die Girocard können Kunden auch erhalten. Das allerdings auf Nachfrage und für 1 Euro pro Monat.

Weshalb gibt es die Girocard also überhaupt noch? Wenn sie ohne Co-Badge im Ausland nicht einsatzfähig ist und Kreditkarten all das können, was Girocards können und sogar noch mehr? Ganz einfach: Mit der Girocard kann man im Einzelhandel und in Restaurants in Deutschland garantiert überall zahlen, mit Kreditkarten oder dem Smartgerät nicht. Deshalb musste C24 ihrem Top of Wallet unlängst auch eine Girocard hinzufügen: Ursprünglich waren die C24 Girokonten ausschließlich mit einer Mastercard Debit-Kreditkarte an den Start gegangen. Doch praktikabel war das für die Kontoinhaber:innen nicht, die Neobank beugte sich dem Kundenwunsch im Oktober 2021, nun kann die Girocard zusätzlich beantragt werden.


Was bedeutet das Maestro-Aus für den Handel?

Der Handel wird sich umstellen müssen. Denn spätestens mit dem Maestro-Aus verliert die Girocard nochmals an Attraktivität. Aktuell sieht es eher danach aus, dass VISA ebenfalls das V-Pay-System einstellen wird als dass VISA nun die Maestro-Lücke füllt. Schließlich möchte auch VISA die eigenen Debit-Kreditkarten in Umlauf bringen. Für den Handel könnte die Umstellung allerdings schmerzhaft sein, denn der Händler (oder Gastronom) trägt die Gebühren für das bargeldlose Zahlen. Während für das Zahlen mit Girocard aktuell ca. 0,2 Prozent des Umsatzes anfallen, sind es bei Zahlungen per Kreditkarte im Schnitt 0,8 Prozent, je nach Umsatzvolumen des Händlers/ Gastronomen jedoch auch deutlich mehr. Das könnte sich langfristig auch auf die Preisgestaltung auswirken.

Wie auch immer das Ganze ausgehen mag: Grundsätzlich ist es immer wieder spannend – oder sollten wir sagen bedenklich – zu sehen, wie die Entscheidungen einzelner großer Unternehmen ganze Branchen und sogar Gesellschaften maßgeblich beeinflussen können.


Welche Banken haben welche Girocards?Debitkarten im Top of Wallet?
BankDebitkarteGirocardMaestroV-PayNFCDebitkreditkarte
Digital- & Neobanken
1822direktxxx-x-
C24xxx-xMastercard
comdirect bankxx--xVISA
Consorsbank Girokontoxx-xxVISA
CRONBANKxxx-x-
Deutsche Skatbankxxx-xMastercard
DKB Deutsche Kreditbankxx-xxVISA
DKM Darlehenskasse Münsterxx-xx-
EDEKABANKxxx-x-
EthikBankxx-xx-
Fidor Bank-----Mastercard
GLS Bankxxx-x-
INGxxx-xVISA
Klarna-----VISA
MERKUR PRIVATBANKxxx-x-
N26x-x-xMastercard
netbank-----Mastercard
norisbankxxx-xMastercard
Openbank-----Mastercard
Sparda-Bank Süd-Westxxx-x-
Steyler Ethikbankxxx-x-
Triodos Bankxxx-x-
Volkswagen Bank Girokontoxx-xx-
Geschäftsbanken
Commerzbankxxx-xMastercard
Degussa Bankxxx-x-
Deutsche Bankxxx-x-
HypoVereinsbankxxx-xVISA
Postbankxx-xx-
Santanderxxx-x-
Targobankxx-x--
Regionale Banken Beispiel Hessen
Frankfurter Volksbankxxx-x-
Frankfurter Sparkassexxx-x-
Sparda-Bank Hessenxxx-x-
PSD Bank Hessen-Thüringenxx-x--
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