Prognose: Bauzinsen und Politik Wie werden sich die Bauzinsen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln?
USA entschieden. Das derzeitige Chaos in Washington könnte aber auch positive Auswirkungen auf deutsche Bauherren haben. Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung stellt hierzu einige Überlegungen an.
–– Werden Baufinanzierungen in Zukunft wieder günstiger? Oder ziehen die Bauzinsen womöglich noch einmal kräftig an? Diese Frage wird nicht zuletzt in denEinfluss politische Unsicherheiten auf die Bauzinsen
Es ist der Stoff, aus dem normalerweise Hollywood-Filme gemacht werden. Zwei Männer im Kampf um das wichtigste Amt der Welt. Politische Lager, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Ein gescheitertes Attentat. Und nun auch Machtkämpfe hinter den Kulissen, weil sich einer der Kandidaten zurückgezogen hat. Doch was klingt, wie das Drehbuch für den nächsten Blockbuster, ist traurige Realität. Und die macht es selbst für ausgewiesene Experten immer schwieriger, den Ausgang der 60. Präsidentschaftswahl in den USA vorherzusagen.
In Europa hofft man nach dem Rückzug von Joe Biden zwar wieder auf einen Sieg der Demokraten. Doch egal, wen die Partei als Nachfolger des scheidenden Kandidaten und amtierenden Präsidenten ins Rennen schicken wird: Die Option, dass Donald Trump eine zweite Amtszeit im Weißen Haus bekommt, ist nach wie vor sehr realistisch.
Die Folgen wären immens – nicht nur mit Blick auf die europäische Sicherheit, sondern auch in Bezug auf die Geldpolitik. Denn sollte es eine weitere Trump-Administration geben, dürfte die Verschuldung der USA weiter steigen. Dies hätte direkten Einfluss auf die amerikanischen Staatsanleihen – und am Ende auch auf die deutsche Bundesanleihe.
Im Wesentlichen sind zwei Szenarien denkbar.
Szenario 1: Steigende Renditen
Wenn man davon ausgeht, dass die Renditen der zehnjährigen US-Anleihen von aktuell 4,20 Prozent noch einmal anziehen, könnte das für Investoren durchaus attraktiv sein und genügend Geld in die Kassen spülen. Weil aber auch Deutschland Geld braucht, um die enormen Infrastrukturprobleme zu lösen und die Zeitenwende zu finanzieren, müsste die Bundesrepublik womöglich etwas mehr bieten als die derzeitigen 2,50 Prozent.
Szenario 2: Vertrauensverlust in US-Anleihen
Andererseits könnte es auch sein, dass einzelne Großanleger das Vertrauen in den überschuldeten amerikanischen Staat verlieren und deutsche Bundesanleihen als sicheren Hafen suchen – selbst bei deutlich geringeren Renditen. Dann könnte das gegenteilige Szenario eintreten: Die Nachfrage nach der zehnjährigen Bundesanleihe könnte steigen statt sinken. Das wiederum hätte fallende Renditen zur Folge – und im Schlepptau auch niedrigere Bauzinsen. Es lohnt sich in jedem Fall einen aussagekräftigen Bauzinsvergleich zu verwenden, um jeweils die besten Konditionen zu erhalten.
Sicherheit oder Rendite?
Auf den ersten Blick scheinen die besseren Argumente für das erste Szenario zu sprechen. Kurze Laufzeiten zwischen einem Monat und drei Jahren rentieren bei den US-Staatsanleihen gerade höher als langlaufende Investments von fünf bis zehn Jahren. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger von fallenden Zinsen ausgehen, was auch die amerikanische Notenbank angedeutet hat. Je näher die Präsidentschaftswahlen rücken (und je chaotischer die Verhältnisse in deren Umfeld werden), desto eher erwarte ich aber eine Trendwende – und damit steigende Renditen für die US-Anleihen.
Prognose Bauzinsen für Deutschland
Zudem wage ich – trotz aller Unsicherheiten – eine erste Prognose für die Entwicklungen in Deutschland: Ich gehe für den heimischen Markt eher von fallenden Bauzinsen aus, auch, weil sich die Inflation in Europa langsam normalisiert und die Europäische Zentralbank (EZB) bereits begonnen hat, die Leitzinsen behutsam nach unten zu korrigieren.
Zwar haben die Entscheidungen der Währungshüter nur einen indirekten Einfluss auf die Bauzinsen. Die Grafik belegt jedoch, dass die Bauzinsen in Deutschland normalerweise unter der Inflationsrate und über den EZB-Leitzinsen liegen. Wenn also die EZB eine akzeptable Inflation von zwei bis 2,5 Prozent anpeilt, dann sind noch einige Leitzinssenkungen notwendig, bis dieses Niveau erreicht ist.
Langfristige Zinsentwicklung
Große Zinssprünge sehe ich angesichts der komplexen Gemengelage aus globalen und nationalen Problemen aber trotzdem nicht. Kurze Zinsausreißer nach oben und unten kann es immer wieder geben. Langfristig – also über einige Jahre gesehen – sollten Kunden sich
wohl auf 2,75 bis 3,75 Prozent für eine zehnjährige Zinsbindung einstellen und entsprechend planen. In meiner Halbjahresprognose von Juni 2024 hatte ich den möglichen Zinsanstieg – noch vor dem Attentat auf Donald Trump und dem Rücktritt Bidens als Kandidat – bei 3,75 Prozent gesehen.