Die Vorschau auf die Finanzwelt 2021: So wird das Finanzjahr – das sagen unsere Experten
FMH-Finanzberatung wagen einen Blick in die Zukunft.
–– Die Vorschau auf die Finanzwelt 2021: Was erwartet uns im neuen Jahr? Wie wird die Zinsentwicklung aussehen, wie könnten sich Märkte entwickeln und dadurch Kredite sowie Geldanlage beeinflussen? Unsere Experten von derBaufinanzierung
Max Herbst
„Die Zinsentwicklung in der Baufinanzierung ist derzeit schwer abzuschätzen – sie ist einfach sehr stark von der Entwicklung der COVID-19-Pandemie abhängig. Haben die kommenden Impfungen den erhofften Erfolg, kann sich die Weltwirtschaft schnell wieder erholen. Dadurch würden die Staatsanleihen anderer Länder sicherer, die Bundesanleihe dagegen an Attraktivität verlieren. Zwar ist sie absolut sicher, bietet allerdings eine Minusrendite. Verliert die Bundesrendite an Zulauf, steigen die Pfandbriefrenditen und damit auch die Hypothekenzinsen. In diesem Szenario wäre eine Zinssteigerung von 0,5 Prozent und mehr möglich. Ziehen sich die wirtschaftlich negativen Auswirkungen der Pandemie dagegen noch weiter hin, werden sich die Bauzinsen nur unwesentlich um bis zu 0,25 Prozentpunkte nach oben oder unten bewegen.“Ratenkredite
Dajana Gillmaier
„Das Zinsniveau für Anlage- und Kreditzinsen wird maßgeblich durch den Leitzins der EZB beeinflusst. Seit März 2016 liegt dieser bei 0,00 Prozent – der Einlagenzins sogar bei -0,5 Prozent – und erst im Herbst 2020 hatte der Rat der EZB beschlossen, die Zinsen auch auf diesem Niveau zu belassen. Zudem hat die Zentralbank weitere Maßnahmen ergriffen (PEPP/PELTRO), um die Finanz- und Wirtschaftsmärkte Europas zu stabilisieren. Das hat bisher gut funktioniert, weshalb bei den Kreditzinsen kurzfristig nicht mit großen Änderungen zu rechnen ist.Letztlich sind das jedoch nur Vermutungen, die aufgrund von COVID-19 mit Vorsicht zu genießen sind. Die Pandemie ist noch nicht überstanden, die Impfungen sollen in Deutschland erst Anfang 2021 starten. Bislang ist nicht abzusehen, wie sehr Banken zukünftig um die Rückzahlung von Krediten bangen müssen, auch wenn aktuell kaum Auswirkungen diesbezüglich zu spüren sind. Privathaushalte werden weiterhin Kredite aufnehmen wollen, obwohl derzeit durch unfreiwilliges Sparen aufgrund beschränkter Freizeitmöglichkeiten mehr Geld in den Portemonnaies zu bleiben scheint.“
Geldanlage & Girokonto
Ania Scholz-Orfanidis
„Bei der konventionellen Geldanlage werden wir weiterhin einen Abwärtstrend sehen. Natürlich wird es bei Festgeld und Tagesgeld immer wieder auch Neukundenaktionen mit vereinzelten Erhöhungen geben. Einen Trend werden diese jedoch nicht bewirken. Deshalb ist beim Tagesgeld auch 2021 im besten Fall mit einem Anlagezins zwischen 0,00 bis 0,05 Prozent zu rechnen – zudem wird es immer mehr Banken geben, die den Minuszins auch schon für Beträge unter 100.000 Euro Geldanlage etablieren werden. Über 100.000 Euro wird der Minuszins schon bald selbstverständlich sein.Auch bei den Girokonten werden die Banken verstärkt ein Verwahrentgelt erheben. Die sogenannten kostenfreien Girokonten (kostenfreie Kontoführung und Girocard) wird es zwar auch zukünftig geben, doch sie werden weniger werden. Immer mehr Banken werden Gebühren für Standardposten wie beispielsweise Online-Buchungen Entgelte erheben. Ich sehe daher weiterhin kostenfreie Konten im Angebot, genau wie die sogenannten richtig teuren Premiumkonten. Doch die große Masse an Girokonten werden jene sein, bei denen für die unterschiedlichen Kontoabläufe Gebühren entrichtet werden müssen.“
Wertpapiere
Jelena Brandic
„Im Wertpapierbereich zeichnen sich für 2021 drei größere Trends ab: Zum einen wird die geplante „Finanztransaktionssteuer“ vermutlich mehr Kleinanleger betreffen als ursprünglich gedacht. Das könnte Unruhe in den Markt bringen. Zudem werden Neo-Broker weiterhin die Branche aufmischen und das Depot bei der Hausbank alt aussehen lassen. Diese Entwicklung wird durch den dritten Trend befeuert: Das Heranwachsen einer neuen Kundengeneration, die deutlich aufgeklärter, selbstbewusster und offener an das Thema Finanzen herangeht. Die eigene finanzielle Zukunft wird strategischer geplant, Erfahrungen über Subreddits und YouTube ausgetauscht, Hosentaschenbanking so selbstverständlich wie intuitiv genutzt.
Die Generation zwischen 20 und 30 hat verstanden, dass Geldvermehrung aktuell nur mit Wertpapieren möglich ist – und sie haben im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern deutlich weniger Scheu, diese Gelegenheit zu nutzen. Ganz im Gegenteil, sie finden, Vermögen und finanzielle Freiheit stehe ihnen zu. Junge Fintechs haben jetzt die Nase vorn, weil sie einfach näher an den neuen Zielgruppen und deren Bedürfnissen sind. Ungeachtet dieser Entwicklung bei der jüngeren Generation werden weiterhin die etablierten Banken das große Geschäft mit ihrer Stammkundschaft machen.“