Steigende Zinsen
Anlagezinsen steigen wieder! © SewCreamStudio / Shutterstock

Frankfurt 28.04.2023 –– Die Inflation hat den Höchststand wohl überschritten, die Zinsen hingegen steigen weiter. Für Sparer sind dies gute Nachrichten. Gerade beim Tagesgeld können sie vom Wettbewerb zwischen den Banken profitieren.

Es ist schon fast wie in den guten alten Zeiten. Oder zumindest den Zeiten nach der Finanzkrise 2008. Damals, im Januar 2009, waren im FMH-Tagesgeldvergleich 14 Banken mit Tagesgeldzinsen zwischen 4,0 Prozent und 5,75 Prozent zu finden. Ganz sind diese Werte zwar noch nicht erreicht – doch die Richtung stimmt.

Aktuell bietet die beste Bank ihren Tagesgeldkunden schon wieder 3,25 Prozent. Und im Mai, wenn die EZB den nächsten Zinsschritt mitteilt, dürften weitere Geldhäuser nachziehen.

Üblicherweise sind solche Spitzenzinsen zeitlich befristet: Die meisten Banken bieten sie vor allem Neukunden an. Immer öfter gibt es aber auch für Bestandskunden lukrative Offerten – zum Beispiel sogenannte Fresh-Money-Angebote.

Dabei zahlen Kunden auf ein bereits vorhandenes Tagesgeldkonto größere Beträge ein, die sie vom Konto bei einer anderen Bank abziehen. Für diese Summe erhalten sie dann bis zu 2,5 Prozent – je nach Anbieter garantiert für zwei bis sechs Monate.

Win-Win: Wenn Banken und Kunden profitieren

In der FMH-Datenbank finden sich unter 100 Angeboten derzeit 30 solcher Aktionsangebote. Die hohe Zahl ist leicht zu erklären: Die Banken wollen wieder Neukunden gewinnen und so die eigene Refinanzierung steuern. Das geht inzwischen wieder günstiger über Kundeneinlagen, als wenn sie sich das Geld bei anderen Banken oder bei der EZB leihen müssen.

Sparern kann das nur Recht sein. Zwar erzielen sie mit den aktuellen Zinsen immer noch keinen Inflationsausgleich. Die Geldentwertung lässt sich aber zumindest deutlich verlangsamen. Wer beispielsweise 50.000 Euro beim besten Anbieter zu 3,25 Prozent statt bei seiner Hausbank zu 0,5 Prozent anlegt, hat nach einem halben Jahr immerhin 687,50 Euro mehr auf dem Konto.

Aber nicht nur Neu- und Fresh-Money-Kunden kommen in den Genuss höherer Zinsen. Auch einige Spezialbanken – mit weniger Kundengeldern – zahlen Neu- und Bestandskunden gleich hohe Zinsen von 1,75 bis 2,5 Prozent. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel Trade Republic, Scalable Capital, quirion oder auch C24.

Wer dauerhaft profitieren will, muss häufigere Bankwechsel in Kauf nehmen

Weniger erfreulich ist, dass die Spitzenzinsen (derzeit) noch nicht von Dauer sind. Nach dem Aktionszeitraum erhalten Kunden nach wie vor nur zwischen 0,3 und 2,5 Prozent auf ihr Erspartes. Zumindest dann, wenn sie bei ihrer Bank bleiben. Wer mehr will, kann natürlich zum nächsten Aktionszins bei einer anderen Bank wechseln. Das ist etwas mühsam, dank Video-Ident Verfahren lässt sich der Aufwand aber in erträglichen Grenzen halten.
Wer stattdessen bei seinem knauserigen Anbieter verharrt, verliert eine Menge Geld, während sich die Bank die Taschen füllt: Derzeit liegen Billionen auf Tagesgeld- und Girokonten – zu Zinsen von durchschnittlich unter 0,25 Prozent. Diese Gelder können Banken und Sparkassen bei der EZB derzeit zu drei Prozent anlegen – und die Differenz als Profit einstreichen.

Die Margen dürften sich künftig sogar noch erhöhen, wenn die EZB im Laufe des Jahres weitere Zinserhöhungen vornimmt. Ein Anstieg des Leitzinses von 3,5 auf bis zu 4,25 Prozent ist jederzeit vorstellbar.

Immerhin dürften in diesem Fall auch neue Aktionszinsen beim Tagesgeld zustande kommen – und auch beim Festgeld könnte es dann noch einmal nach oben gehen.

Für wen sich jetzt eine Festgeld-Anlage lohnt

Das beste Festgeld für zwölf Monate Anlagedauer mit deutscher Einlagensicherung liegt derzeit bei 3,05 Prozent (Akbank). Wer mit der italienischen Absicherung zufrieden ist, erhält sogar bei 3,5 Prozent.

Damit ist eine Festgeldanlage zumindest für größere Summen eine Alternative zum Tagesgeld, da viele der dortigen Aktionsangebote auf 50.000 Euro begrenzt sind.

Bei einer Anlagedauer von 24 Monaten liegen die besten Angebote bei 3,3 Prozent (akf bank) bzw. bei vier Prozent (Banca Sistema). Sich noch länger festzulegen, ist angesichts der aktuellen Zinsdynamik allerdings vermutlich nicht sinnvoll.


» Die besten Tagesgeldzinsen finden: Der FMH Tagesgeldvergleich

» Die besten Festgeldzinsen finden: Der FMH Festgeldvergleich

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