Warum die Bauzinsen schon bald auf fünf prozent steigen koennten Inflation und Leitzinsen
–– Die Hoffnung, dass die hohe Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen ist, hat sich zerschlagen. Das hat weitreichende Auswirkungen – und verteuert Immobilienfinanzierungen immer mehr.
Die aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamts verheißen nichts Gutes: Danach wird die Inflation bis auf weiteres bei ihrem hohen Wert von mehr als acht Prozent verharren.
Die anhaltende Teuerung hat viele Ursachen. Neben den Spätfolgen der Pandemie und dem Ukraine-Krieg gehört auch das Verhalten der Europäischen Zentralbank (EZB) dazu. Hier hat man die immensen Preisanstiege zu lange als etwas Vorübergehendes eingeschätzt und dadurch viel zu spät reagiert.
Inzwischen haben die europäischen Währungshüter zwar mehrfach die Leitzinsen erhöht. Die Effekte bleiben bislang allerdings hinter den Erwartungen zurück. Und so dürften die nächsten Anhebungen nur eine Frage der Zeit sein.
Ein Schritt vorwärts, zwei zurück
Zugegeben: Es gibt inzwischen erste Anzeichen der Entspannung. Zum Beispiel haben die Energiekosten in Deutschland wieder deutlich nachgegeben. Die aktuellen Streiks im Öffentlichen Dienst kündigen jedoch schon die nächste Teuerungswelle an. Denn jetzt kommen die (durchaus) berechtigten Lohnerhöhungen. Sie dürften die hergestellten Waren und Dienstleistungen erneut kräftig verteuern.
Verstärkt wird dieser Effekt durch den immer dramatischeren Fachkräftemangel: Um überhaupt Personal zu bekommen, müssen Unternehmen inzwischen deutlich bessere Arbeitsbedingungen (und Gehälter) bieten. Auch das treibt die Preise.
Angesichts all dieser Faktoren kann man es auch den Investoren am Kapitalmarkt nicht verübeln, dass sie nicht mehr bereit sind, für auf Sicherheit basierende Renditesätze deutsche Staatsanleihen zu kaufen. Und weil die Konditionen von Staatsanleihen und Pfandbriefen immer auch die Bauzinsen beeinflussen, bedeutet das: Auch hier werden wir einen weiteren Anstieg sehen.
Baugeld wird also nochmals teurer. Der Höchstwert aus dem Oktober 2022 haben wir bereits gerissen. Damals lag das Mittel bei 4,11 Prozent.
Fünf Prozent Zinsen auf Baukredite sind wieder realistisch
Schaut man sich den Zinssatz an, der bei Finanzierungen bis 80 Prozent des Kaufpreises gilt, dann liegt der Durchschnitt aktuell schon bei 4,12 Prozent – und der Aufwärtstrend hält an.Fünf Prozent für zehnjähriges Baugeld sind daher keine Schwarzmalerei mehr, sondern eine realistische Prognose. Leider.
Denn eine Weile lang durfte man hoffen, dass sich die Rekordinflation abschwächen und die Teuerungsraten sich wieder normalisieren könnte. Auch wir bei der FMH-Finanzberatung hatten darauf spekuliert, nachdem die amerikanische Notenbank FED ihre Leitzinserhöhung gebremst hatte. Diese Hoffnungen haben sich allerdings nicht erfüllt. Weder in den USA noch in der Eurozone ist derzeit ein nennenswertes Absinken der Inflationsquote in Sicht.
Dass die Bauzinsen linear zur Inflation steigen, ist zwar Gott sei Dank nicht zu erwarten. Der Aufwärtstrend dürfte aber anhalten, zumal die EZB in den kommen Monaten immer weniger auslaufende Anleihen verlängern wird – und damit die Preise und die Zinsen weiter treibt.
Zurück in die Zukunft der (Bau)-Zinsen
Was bedeutet das nun für Bauherren und Käufer, die eine Finanzierung brauchen? Sie werden sich über kurz oder lang einer Normalität aus vergangenen Zeiten stellen müssen – und damit Zinsen um die fünf Prozent bezahlen. Eine Niedrigzinsphase, wie in den Jahren 2015 bis 2022, werden wir jedenfalls nicht mehr bekommen – selbst dann, wenn die Inflationsrate wieder bei zwei Prozent sein sollte.
Wer heute finanzieren kann, sollte daher keine Zeit verlieren und das Darlehen festzurren. Denn eines steht fest: Die Mieten werden weiter steigen und die Immobilienpreise, zumindest nicht dauerhaft sinken.
Erfreulich ist immerhin, dass die Mondpreise von allzu geschäftstüchtigen Verkäufern nicht mehr zu halten sind. Somit ist jetzt die ideale Zeit, um das passende Objekt zu einem marktgerechten Preis zu finden und zu einem, langfristig gesehen, leicht erhöhten Zins zu finanzieren.
Kleiner Nachtrag 5 Tage später:
Die Insolvenz der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA hat natürlich auch Auswirkungen auf den deutschen Kapitalmarkt. Angeblich besteht keine Gefahr einer Kettenreaktion, aber die Angst der Anleger ist vorhanden. Das Ergebnis daraus ist, dass wieder verstärkt die sicheren deutschen Bundesanleihen gekauft werden, was deren Rendite etwas nach unten drückt und auch vorerst den Anstieg der Bauzinsen bremsen könnte. Jetzt kommt es darauf an, wie die EZB am 16.März auf die amerikanischen Bankenprobleme reagiert – trotzdem mit 0,5 Prozent Erhöhung oder vielleicht nur 0,25 Prozent?